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Vier Tage nach der Abfahrt in Agadez kommen wir in Tamanrasset - kurz Tam - an, die Hoggar-Piste liegt hinter uns. Tam ist die südlichste auf Asphalt erreichbare Oase in der Sahara. Das nicht häßliche Städtchen ist außerdem der Ausgangspunkt für eine Rundfahrt durch’s Hoggar-Gebirge (genauer: das Atakor-Gebirge im Hoggar). Tam quillt daher über von Touristen, wir ergreifen schon bald nach der Ankunft die Flucht nach vorn und starten zur Atakor- Rundfahrt. Die Strecke ist etwa 200 km lang, sie führt durch eine gigantische Landschaft ausgeglühter Vulkane und Basaltbrocken.

Fast am Ende der Afrika-Reise erleben wir noch einmal einen einsamen Höhepunkt, eine Landschaft, die in dieser monumentalen Strenge, in der Vielzahl von bizarr geformten und verformten Felsen, Felsnadeln und riesigen Felsklötzen nur sehr selten auf der Erde wiederzufinden ist. Vergleichbar scheint sie uns nur mit dem Monument Valley in USA, aber auch das ist bescheidener in Ausdehnung und Vielzahl der Monumente.

Für unser geplagtes Auto ist dieseRundreise noch einmal eine Tortour. Wir haben denn auch alle Mühe, den Bus über ein sehr steiles Stück, das noch dazu 2.500 m hoch liegt, "hinaufzukitzeln"... Die letzten 50 m scheinen zum Verhängnis zu werden, aber wir laden Benzinkanister, Wasser und andere schwere Dinge aus und schaffen dann tatsächlich auch die letzten Meter; viele andere mußten hier aufgeben. Aber jetzt können wir zur Hütte am Assekrem-Berg fahren und zum Gipfel aufsteigen. Von dort oben erleben wir den Sonnenuntergang und - viel eindrucksvoller noch - den Sonnenaufgang zwischen den Zyklopen-Felsklötzen. Ein Schauspiel, bei dem man atemlos Zeuge wird, wie die Sonne zunächst vorsichtig hinter Felsblöcken hervorschaut, dann mutig emporsteigt und wenig später über diese zuvor noch unbesiegbaren Berge triumphiert. Ihre langen, schwarzen Schatten werden zusehends kürzer, die Berge verlieren ihren Schrecken.

Auch nach der Rückkehr von der Rundreise bleiben wir nur kurz in Tam und brechen dann zur letzten Etappe nach Norden auf. Zehn Tage später lassen wir unseren braven Wagen im Bauch einer Fähre nach Genua ausruhen. Aber nicht lange, dann empfangen uns am Brenner Schneeschauer, und nördlich davon sieht es nicht viel besser aus.

Als wir unseren Bus ausgeräumt und beim Kilometerstand von 244.598 in die Garage gestellt haben, versprechen wir ihm weiterhin unverbrüchliche Treue bis "das der Rost uns endgültig scheide". Wir hoffen, daß dieser bittere Zeitpunkt noch vier, vielleicht auch noch sechs Jahre auf sich warten läßt.

Ich kann nicht umhin, diesem Treueschwur eine Liebeserklärung folgen zu lassen. Wir haben ein Blechgehäuse lieben gelernt, das leblos ist und die Umwelt verschmutzt. Aber es war uns auf allen Kontinenten dieser Erde ein Zuhause, unser Zuhause - ob im aufdringlichen Menschengewühl Calcuttas, ob im australischen Busch, der dünnen Luft der Hochanden oder zuletzt in der Einsamkeit der Sahara. Manchmal waren wir auf Gedeih und Verderb einander ausgeliefert, manchmal war es nur ein Verhältnis gegenseitiger Verpflichtungen. Nur ein einziges Mal während der 250.000 km mußte der treue Gefährte mit fremder Kraft in die Werkstatt geschleppt werden, wir haben uns sonst immer auf ihn verlassen können.

Drei Jahre lang war dieses winzige Haus unsere einzige Bleibe, wir erlebten in ihm die glücklichsten Jahre unserer Vergangenheit. Und jedes Mal, wenn wir auch nur für kurze Zeit in unseren braven Bus übersiedeln, erwacht für uns eine andere, unabhängige Wirklichkeit von Fortbewegen, fremden Gerüchen, neuen Erlebnissen.

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