10. Grundsätzliches

Heute bieten zahlreiche Hersteller diverse Einrichtungs-Varianten speziell für den VW-Bus an. Warum soll man da noch zu Hammer und Säge greifen und alles selbst machen? Für uns gibt es einen einzigen Grund: Keins der angebotenen Modelle kommt auch nur annähernd unseren Vorstellungen entgegen, weder von der Raumaufteilung, noch von der Stabilität her. Bei unserer zweiwöchigen Synchro-Bus-Testreise in der Sahara mit der Einrichtung eines renommierten westfälischen Herstellers brach - konstruktionsbedingt - der Küchenschrank teilweise zusammen, fiel die Wasserversorgung aus und einiges mehr. Auch setzte uns die Volumenverschwendung in Erstaunen. Diese Erfahrungen festigten uns wieder in der Überzeugung, für unsere Zwecke die Einrichtung selbst bauen zu müssen.

Dennoch sollten Sie sich den Selbstausbau Ihres Campers nicht nur einmal, sondern mehrere Male überlegen: a) ob Sie es überhaupt tun - denn eventuell wird eine gekaufte Einrichtung billiger und besser - und b) wie Sie es tun. Investieren Sie viel Zeit in eine detaillierte Planung. Jedes Stück, das Sie wegen falscher Maße oder schlechter Kompromisse erneut anfertigen müssen, kostet Geld und Zeit. Auf der anderen Seite ist der Ausbau deshalb eine interessante Erfahrung, weil man sich dauern zu praktikablen Kompromissen durchringen muß und weil man am Ende etwas Greifbares und Benutzbares geschaffen hat.

Sie brauchen ein Minimum an Erfahrung im Umgang mit Holz und Blech und Sie benötigen einen guten Heimwerker-Maschinensatz, weil Sie viele Schnitte nach Schablone anfertigen und unzählige Löcher in Ihr Auto bohren müssen. Fehlendes Geschick müssen Sie durch Fleiß und Durchhaltevermögen ersetzen (so ging es mir trotz Ausbaus von zwei VW-Bussen); wenn ein Scharnier schief angeschraubt ist und die Tür klemmt, erfordert das ganz einfach Mehrarbeit, entweder gerade anschrauben oder abhobeln.

Daher wendet sich diese Bauanleitung an "Fach-Laien", die sich selbst zu helfen wissen. Leute, die eine Anleitung brauchen:"Und nehmen Sie die Säge in die rechte Hand, bewegen Sie das Blatt auf dem Holz ...", solche Menschen sind mit dem Ausbau eines Campers überfordert. Weiterhin ist wichtig, daß Sie sich über die rechtlichen Konsequenzen Ihres Tuns im Klaren sind und die einschlägigen Vorschriften beachten, vor allem die Richtlinien über "Flüssiggasgeräte und -feuerstellen in Fahrzeugen" des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches. Der TÜV Bayern hat ein Merkblatt zum Wohnmobilausbau herausgebracht.

Als Kompromiß wäre auch zu überlegen, fertige Bausätze anzuschaffen oder nur Teile davon. Eine ganze Reihe von Firmen bietet verschiedene Variationen von VW-Bus-Möbeln und jedes erdenkliche Zubehör für den Bastler an. Adressen finden Sie im Anzeigenteil einschlägigen Zeitschrften (tours, promobil, Off Road, ADAC-Motorwelt etc). Auch die Expeditionsausrüster bieten interessantes Zubehör an.

Die Maßangaben unserer Abbildungen sind reine Außenmaße, Sie müssen sich die Abmessungen der einzelnen Teile je nach Holzstärke und Modifikationswünschen selbst errechnen; das kostet nicht viel Zeit, aber den Kompromiß für die Größe von Möbelstücken auszuknobeln, das ist sehr viel aufwendiger.

Die Frage ist, welches Material man für die Möbel verwenden sollte. Entscheidend sind einmal Stabilität und Gewicht, zum anderen die Verarbeitungsmöglichkeiten. Skelettbauweise erspart das meiste Gewicht: auf einem Rahmen aus Holzlatten werden Sperrholzplatten befestigt oder auf Metallrahmen Aluminiumplatten oder ein Mischmasch aus beidem. Z.B. lassen sich für diesen Zweck Winkelschienen für Kellerregale bestens verwenden. Unterhalten Sie sich mal mit einem Schreiner, welche Tips er Ihnen gibt. Bedenken Sie aber bei der gesamten Konstruktion, daß Ihre Einrichtung Rütteleien, Verwindungen, Temperaturen- und Feuchteschwankungen ausgesetzt ist.

Bei dem Küchen- und Kleiderschranktrakt entschieden wir uns für das schwerste Baumaterial: für 13 mm dicke, doppelseitig kunststoffbeschichtete Preßspanplatten. Obwohl Experten meinten, daß sich Schraubverbindungen lockern würden, haben wir gute Erfahrungen damit gemacht. Doch Spanplatten haben einen ganz entscheidenden Nachteil: sie sind zu schwer. Wir haben sicherlich 50 - 80 kg mehr Gewicht in den Wagen gebaut als notwendig war; andererseits hat die beidseitige Kunststoffbeschichtung große Vorteile.

In unserem neuen Bus findet sich tatsächlich nur mehr Sperrholz, und zwar so dünn wie möglich. Entgegen den im Wohnmobilbau üblichen Material, nämlich 16 mm Pappelsperrholz, haben wir uns bis auf wenige große Flächen für Gabun entschieden, Stärke zwischen 6 und 10 mm. Gabun ist nicht so stoßempfindlich wie Pappel-Sperrholz, das man mit dem Fingernagel bereits einritzen kann.

Nachteilig an diesen dünnen Sperrhölzern ist, daß man sie noch oberflächenbehandeln muß. Wir entschieden uns zum Klarlack, dabei muß man generell bei der Konstruktion aufpassen, daß die Maserung immer in einer Richtung verläuft, sonst gibt es später infolge von Lichtreflexionen stark unterschiedliche Tönungen. Weiterhin ist das Lackiern außerordentlich arbeitsintensiv: Jede Fläche muß geschliffen, vorgestrichen, dann noch einmal fein säuberlich geschliffen und schließlich eine weiteres Mal gestrichen werden (im neuen Bus haben wir bisher knapp 10 Liter Lack verpinselt). Eine Alternative, von der wir zu spät erfuhren, ist das Einwachsen mit Bienenhonig; allerdings haben wir keinerlei Erfahrungen.

Bevor Sie sich nun an die Arbeit machen, sollten Sie Ihr Fahrzeug innen sehr gründlich vermessen und von Krümmungen (soweit jetzt schon möglich) Schablonen aus starker Pappe oder 10 mm Styropor anfertigen. Sie werden sicherlich Roststellen im Innenraum gründlich beseitigen und den Fußboden eventuell neu streichen. Alle Eisenteile, die Sie einbauen werden, sollen geschützte Oberflächen haben, also z.B. mindestens vernickelte Schrauben etc.

Alle Argumente, warum was eingebaut wurde, gehen aus Teil II dieses Handbuchs hervor, sie sind im Folgenden nicht wiederholt.

In den Kapiteln 10 und 11 ist die Einrichtung für einen VW-Hochraumbus älterer Bauart (Modelle 1968 - 1979) beschrieben. Diese Einrichtung kann sehr einfach für einen Normalbus modifiziert werden, was aus Kapitel 12 zu entnehmen ist. Kapitel 13 geht dann auf den VW-Bus ab Baujahr 1979 ein, so daß praktisch die gesamte Palette der derzeit (Anfang 1989) herumfahrenden VW-Transporter-Typen abgedeckt ist.

 

Der VW-Bus bietet zwei grundsätzliche Möglichkeiten der Raumaufteilung. In der ersten Version legt man das Bett auf den Motorraum, d.h. von der Heckklappe aus nach vorn. Bei der zweiten Version liegt das Bett zwischen den Vordersitzen und dem Motorraum, es füllt also im aufgebauten Zustand den gesamten Aufenthaltsraum. Diese Variante ist zwar viel einfacher herzustellen, sie hat aber soviele Nachteile (Küche muß auf den Motorraum; wenn das Bett aufgebaut ist, bleibt kein Platz z.B. für's Waschen etc.), daß sie auch kommerziell kaum noch angeboten wird. Reden wir also nicht mehr davon.

Eine andere Alternative für das Bett wäre das Dachgeschoß. Dort oben ist maximal eine Bettbreite von 1,20 m möglich, weiterhin liegt man bei allen Hochdachmodellen in einem fast beängstigend engen Gehäuse. Lediglich bei Klappdächern ist diese Variante vom Raumvolumen her diskutabel, sofern man sich mit einem schmalen Bett zufrieden gibt. Einen unbestreitbaren Vorteil des Hochbettes wird man täglich erleben: Das Bettzeug muß tagsüber nicht fortgeräumt werden im Gegensatz zu allen anderen Konstruktionen, wo ein Teil des Bettes als Sitzbank verwendet wird.

Das Bett auf dem Motorraum könnte zur Not aus einer einzigen Platte bestehen, die nicht zu einer Sitzbank gefaltet werden kann. Dann bleibt davor immer noch ein Bewegungsraum von ca. 80 x 150 cm. Das ist aber zu wenig, wenn dort noch andere Möbel wie Küche und Kleiderschrank stehen. Trotzdem fahren Anspruchslose mit dieser Einfach-Ausführung durch die Welt.

Wesentlich günstiger ist, wenn das Bett am Tag zur Sitzbank umfunktioniert wird. Dann entsteht der nötige Platz, um eine gut bedienbare Küche, einen Kleiderschrank und ähnliche Dinge zwischen dieser Sitzbank und dem Fahrerhaus unterzubringen. Die Faltmöglichkeit des Bettes erfordert natürlich mechanische Hilfsmittel; Sie sollten möglichst einfache Lösungen für diesen Zweck bevorzugen.

Als nächstes ist für die Küche ein Platz zu suchen. Man kann sie direkt hinter den Fahrersitz stellen, was viele Leute aus mir unerfindlichen Gründen tun. Dann läßt sie sich nicht von draußen bedienen und die Dämpfe ziehen quer durchs Auto bis sie einen Auslaß finden. Steht sie dagegen hinter dem Beifahrersitz direkt an der Schiebetür, entfallen alle diese Nachteile. Man kann die Küche von draußen her bedienen und alle Koch-Geräte stehen griffbereit im Küchenschrank neben der Schiebetür.

Zweifelsohne hat die Variante, die Küche an der der Schiebetür gegenüberliegenden Wand unterzubringen - die heute bei den kommerziellen Herstellern fast zum ausschließlichen Standart geworden ist - den Vorteil, daß davor relativ viel Bewegungsraum bleibt. Das bedeutet andererseits, daß der Kleiderschrank entweder ganz entfällt oder seitlich neben dem Bett angebracht wird und sich die mögliche Bettbreite stark verringert. Vorteilhaft ist allerdings auch, daß man Fahrer- und Beifahrersitz als Drehsitze bestellen kann, die sich in den Wohnbereich umschwenken lassen. Somit ist das Fahrerhaus mehr in den Wohnbereich einbezogen.

Wenn Sie sich den Luxus eines Kleiderschrankes leisten wollen, dann müssen Sie einen Platz dafür finden (viele Globetrotter verzichten darauf und legen die Kleider in Staufächern ab). Eine oft praktizierte Lösung ist der Kleiderschrank z.B. über dem Motorraum, d.h. er nimmt von der maximalen Bettbreite von 150 cm mindestens 20 - 30 cm weg. Ein so schmales Bett ist, besonders in den Tropen, unkomfortabel. Letztlich bleibt also nur der Platz hinter dem Fahrersitz für den Kleiderschrank.

Wenn der Kleiderschrank unter dem Dach beginnt, läßt sich unterhalb des Schrankes im Hochraum-Bus noch einiges unterbringen: z.B. Gasflaschen, Benzinkanister, Küchenvorräte. Alternativ könnte man dort einen Kühlschrank einbauen. - Im Dachgeschoß können mehrere Staukästen untergebracht werden.

Die Einrichtung, wie sie in den folgenden Kapiteln beschrieben wird, ist für zwei Personen konzipiert. Diese Gesamtkonzeption hat den einzigen Nachteil, daß für Gäste im Auto zu wenig Sitzplätze zur Verfügung stehen, außerdem sitzt man nebeneinander auf der Sitzbank. Allerdings hält man sich meist draußen auf, und dort dürfte immer genug Platz auch für Gäste sein.

 

Die Lösung, das Bett über die 29 cm hohen Stauräume (A) und (B) (siehe Abb. 1 und die entspr. Fotos) zu legen, wurde gewählt, um den Schwerpunkt des Wagens niedrig zu halten (andernfalls hätten gleichgroße Stauräume im Dach untergebracht werden können) und weil sich damit eine einfachere Bettkonstruktion ergab. Das Bett ist dreifach unterteilt: über dem Motorraum deckt es die Stauräume (A) und (B) ab, die Rückenlehne (C) verdeckt das Staufach (F), die Sitzfläche liegt auf der Truhe (E) auf.

Die Sitzbank wird zum Bett umgebaut (siehe auch Abb. 11), indem die Rückenlehne (C) angehoben und die Sitzfläche (D) nach vorn geklappt (gestrichelt gezeichnet) und an dem äußeren Ende in je eine Kette (I) eingehängt wird. Die Rückenlehne (C) stützt sich jetzt auf Stützen ab, die in die Fahrzeugwände eingelassen sind. - Über dem Küchenschrank (N) wurde ein kleines Fach (L) für Kosmetik, Zahnputzzeug etc. angebracht, darüber stehen die Wasserkanister (K), die per Schwerkraft die Wasserhähne versorgen.

Der Küchenschrank (Abb. 5 und 6) beherbergt ganz oben den Gasherd (A), darunter das Waschbecken (B) mit Wasserhahn (E). Das Waschbekken ist in eine Schublade eingebaut, die herauszuziehen ist. Damit spart man viel Platz, trotzdem behindern sich Herd und Waschbecken nicht. Im unteren Teil des Küchenschrankes sind Vorräte und Geschirr untergebracht.

Der Küchenschrank (Abb. 5 und 6) beherbergt ganz oben den Gasherd (A), darunter das Waschbecken (B) nit Wasserhahn (E). Das Waschbecken ist in eine Schublade eingebaut, die herauszuziehen ist. Damit spart man Platz, trotzdem behindern sich Herd und Waschbecken nicht. Der untere Teil des Küchenschrankes, durch den die Abwasserleitung (K) läuft, ist in Staufächer für Küchen-Geräte unterteilt.

Neben dem Küchenschrank befindet sich die "Wasserkiste " (O) - ein Vorratsfach für 3 Wasserkanister -, davor das Safe (P). Man muß also über diese beiden 31 cm hohen Staukästen hinwegsteigen, um ins Fahrerhaus zu gelangen - bei der Höhe des Wagens kein Problem, jedoch ist der Platz im Durchgang genutzt.

Hinter dem Fahrersitz sind untergebracht (Abb. 3): direkt unter dem Dach anfangend der Kleiderschrank (M), dessen Tür (M1) nach unten zu klappen ist und den Innentisch ergibt (siehe Abb. 8); unter dem Kleiderschrank links das Gasflaschenfach (T), daneben das Fach für 2 Benzinkanister (R), darüber ein Lebensmittelfach (S). Vor Fach (R) steht die Kühlbox K (Abb. 8), die nicht befestigt sondern nur arretiert ist, um sie bei Bedarf abrücken zu können. - Der Vollständigkeit halber muß gesagt werden, daß wir den Trakt unterhalb des Kleiderschranks nach unserer endgültigen Rückkehr nach Deutschland änderten, weil wir dort eine trumatic-e-Heizung einbauten, damit rückte das Gasflaschenfach weiter zur Wagenmitte, die Fächer (R) und (S) entfielen, dafür mußte schließlich auch der Küchenschrank umgebaut werden (fest eingebauter Gasherd mit Waschbecken, keine herausziehbare Spüle mehr).

Im Dachgeschoß ist hinten das große Staufach (G) für Bettzeug und darunter das Fach (H) für Socken etc. untergebracht. Vorn über den Sitzen sind Fächer (Q) für Schreibzeug, Bücher etc. - das "office", wie durch's Fenster schauende Inder immer den staunenden Zuschauern berichteten.

Um den Wohnungstrakt gegenüber dem Fahrerhaus fest verschließen zu können (wegen Verschiffen, Werkstatt etc.), wurde die rechte Seitenwand des Kleiderschrankes teilweise als Tür konstruiert. Abb. 7 zeigt das Prinzip: die Tür ist an der vorderen Kante angeschlagen und schließt den Durchgang (mit Sicherheitsschloß) ab. Weil diese Tür wegen der Sitzrückwände nicht bis zur Höhe des Safes hinunterreichen kann, schiebt man eine in U-Schienen geführte und normalerweise zwischen Safe und Wasserkiste versenkte Tischlerplatte von unten gegen die Tür im Durchgang.

Das gesamte Fahrerhaus und alle übrigen Fenster können mit dichten Vorhängen, die in Plastikschienen laufen, verschlossen werden.