Auf der Suche nach dem Schrumpfauto, das während der Fahrt klein, beim Wohnen jedoch groß ist, fanden wir einen bescheidenen Ansatz. Wir bestellten ein Fahrzeug mit einer zweiten Schiebetür auf der linken Seite.
Wenn man diese Tür öffnet und alles, was einem im Wagen im Weg herumsteht, wie eine Schublade nach draußen zieht, dann läßt sich der Wohnbereich deutlich erweitern. Das Öffnen der Schiebetür und dann das Herausziehen von Kleider- und Kühlschrank in zwei getrennten Abläufen erschien uns zu umständlich, außerdem müßte die Schiebetür eigens gegen Regen geschützt werden. Daher nahmen wir die Schiebetür aus ihrer vorgesehenen Führung und befestigten sie am Kleider- und Kühlschrankrahmen. Dieser wiederum sitzt auf Teleskop-Auszugschienen, die ähnlich z.B. bei Schubladen verwendet werden. Wenn man nun die Verriegelung öffnet, läßt sich ein Paket aus Kleider-, Kühlschrank und Schiebetür quer zur Fahrtrichtung etwa 40 cm nach draußen schieben. Der jetzt im Innern gewonnene Platz reicht aus, um eine Plastikduschkabine aufzuhängen oder ihn einfach nur zur Bequemlichkeit, zum besseren Durchlüften etc zu nutzen.
Foto III/14 zeigt das äußere Bild, die Abbildungen 20 und 21 sollen das Prinzip verdeutlichen.
Zunächst wurde ein Rahmen aus Aluminium-Rechteckrohr 20 x 30 mm geschweißt, dessen Maße auf unsere Bedürfnisse - gut zugänglicher Kleiderschrank, elektrische Kühltruhe - zugeschnitten sind; die Abmessungen gehen aus Abbildung 22 hervor, in Foto III/15 ist er während der Ausbauphase fotografiert (die Dimensionen des Rahmens auf dem Foto stimmen nicht mit den Abmessungen der Zeichnung überein, weil wir damals noch eine andere Kühltruhe einbauen wollten). Der Rahmen wiederum sitzt auf Kugellager-Teleskopschienen mit einer Tragfähigkeit von insgesamt 100 kg, die von der Fa. Accuride GmbH, Postfach 1265, 6252 Dietz, hergestellt werden (Typenbezeichnung 522, rund DM 300 per Paar).
Die Teleskopschienen wurden so auf dem Wagenboden verschraubt, daß sich der Alu-Rahmen an den Kanten der linken Schiebetüröffnung vorbei herausziehen läßt. Als nächsten Schritt hängten wir die Schiebetür aus ihrer Führung und verschraubten sie mit dem Alu- Rahmen: jetzt lassen sich Rahmen und Schiebetür gemeinsam nach draußen ziehen.
Der Alu-Rahmen wurde an den Seiten und auf dem Kleiderschrank mit Alu-Blechen abgedeckt, zum Wageninnern hin mit entsprechenden Sperrholzplatten. Der ausgefahrene "Erker" stößt an Anschlagschienen, auf denen Gummilippendichtungen angebracht sind und die ihn im ausgefahrenen Zustand stabilisieren. Damit ist der größte Teil nach außen hin abgedichtet, aber der Bereich über dem Kühlschrank und vor dem Fenster in der Schiebetür steht völlig offen. Bei Regen wird über den Erker ein Zelt gestülpt, das am Wagendach und an den Seitenwänden dicht anliegt und aus dem dann nur die Schiebetür herausschaut. Abbildung 23 stellt den Mitteltrakt des Wagens bei ausgefahrenem Kühl/Kleiderschrank dar. Die Fotos III/16 und 17 sollen den Raumgewinn im Wagen durch dieses Prinzip veranschaulichen.
Der Raum über dem Kleiderschrank wurde für ein Staukästchen genutzt, das im Weg herumhängt, wenn man bei ausgefahrenem Erker duschen will. Daher wurde auch dieses Kästchen an Teleskopschienen gehängt, es kann einfach nach hinten fortgeschoben werden (Foto III/18) und die volle Stehhöhe ist erreicht.
Dieser gesamte Erker-Umbau war nicht einfach zu bewerkstelligen, er steckt voller Detailprobleme, die viel Zeit fressen. So ist die Öffnung der Schiebetür für eine Tür zum Wegschieben nach hinten konzipiert und nicht zum Querverschieben nach außen; daher muß z.B. die vordere obere Schiebetürhalterung soweit an der Tür abgeschnitten werden, daß sie sich überhaupt nach außen fahren läßt. Da dann die Schiebetür nicht mehr in ihrer Originalfunktion zu gebrauchen ist, steht man hier am Punkt ohne Umkehr. Rückblickend kann ich den Erker-Bau eigentlich nur Fanatikern empfehlen, die unbedingt mehr Platz im Wagen haben wollen. Wobei ich gestehen muß, daß ich selbst nur durch den Zwang, die ursprünglich so simpel aussehende Arbeit zu Ende führen zu müssen, in die Rolle eines solchen Fanatikers getrieben wurde. Doch jetzt, wo die ganze Sache fertig ist, möchten wir sie nicht mehr missen. Ein weiteres Problem, auf dessen sichere Lösung der TÜV natürlich Wert legt, ist die Verriegelung der Schiebetür. Das Originalschloß läßt sich für diesen Zweck nicht mehr verwenden. Passende Verschlüsse waren nicht aufzutreiben, daher befestigte ich an der Vorderkante eine vertikal verlaufende Welle, auf die oben und unten je ein Flacheisen geschweißt ist. Wenn die Welle über einen entsprechend langen Hebelarm gedreht wird, legen sich die Flacheisen an Gegenlager am Holm und ziehen die Tür in die Dichtung. Am rückwärtigen Teil der Schiebetür ist in der Mitte (an der Stelle vom ehemaligen Türschloß) ein Schließmechanismus von einer Verandatür angebracht, der ebenfalls die Tür so stramm in die Dichtung zieht, daß sie absolut sicher und dicht schließt.
Im Übrigen bestaunten die Herren vom TÜV zwar die ihnen bis dahin noch nicht untergekommene Expansionsmöglichkeit, erhoben aber keine Einwände gegen sie.