Es ist noch gar nicht solange her, daß sich ein durchgehendes Asphaltband von Europa nach Indien zieht; erst 1972 wurden die letzten Lücken im Iran geschlossen.
Für die Planung langer Reisen muß man wissen, wo es überhaupt Straßen gibt und ob diese dem Touristen auch tatsächlich offenstehen. Das wiederum hängt häufig direkt von der Tagespolitik ab. Informationen über den aktuellen Stand der offenen Grenzen sollte man unterwegs z.B. von entgegenkommenden Reisenden sammeln. Die folgenden Angaben können daher nur einen sehr allgemeinen Überblick bieten, detaillierte Streckenbeschreibungen mit aktuellen Angaben zum Zustand finden Sie in den entsprechenden Reise- Handbüchern.
Von Europa nach Indien gab es eine stark frequentierte Route, die von Istanbul über Ankara - Teheran - Kabul - Lahore nach Dehli verläuft. Leider ist diese auch landschaftlich phantastische Strecke im afghanischen Abschnitt unpassierbar, so daß man derzeit (Anfang 1989) in Teheran nach Südosten abbiegen und über Isfahan - Zahedan - Quetta direkt nach Südpakistan fahren muß; für den Iran gibt es derzeit 7-Tgae-Visa, die auch verlängert werden können, Autofahrer benötigen ein Carnet de Passage oder einen offiziellen Zollbegleiter im Auto, der nicht billig ist. Auch der einzige Touristen-Grenzübergang zwischen Pakistan und Indien bei Lahore/Amritsar ist - wie schon erwähnt - stark vom tagespolitischen Geschehen abhängig, zur Zeit jeweils am 2., 12, und 22. jeden Monats geöffnet. Erkundigen Sie sich bereits hier (z.B. Deutsche Zentrale für Globetrotter, ADAC; die Auskunft der indischen Botschaft ist mit Vorsicht zu genießen), ob die Grenze überhaupt offen ist und Sie Chancen haben, Indien auch tatsächlich auf dem Landweg erreichen zu können.
Der gesamte indische Subkontinent verfügt eigentlich über ein hervorragendes Straßennetz (von der Länge, nicht so sehr vom Zustand her), das noch in der Kolonialzeit geschaffen wurde. Fast jeder interessante Ort ist auf asphaltierten Straßen zu erreichen. Von Indien nach Nepal führen hauptsächlich zwei Straßen: von Raxaul nach Kathmandu und von Gorakpur nach Pokhara, weiterhin gibt es einen Grenzübergang bei Darjeeling. Nach Bangla Desh fährt man am besten von Kalkutta über Benapol in Richtung Dakka. Derzeit ist Sri Lanka für Autofahrer von Südindien aus nicht per Schiff erreichbar, der teuren Alternativen wegen lohnt es nicht, das eigene Fahrzeug mitzunehmen - ganz abgesehen von der alptraumhaften politischen Lage auf der einst traumhaft schönen Insel.
Wer von Indien weiter nach Osten will, muß eine teure Schiffsverladung in Kauf nehmen. Es gibt nach wie vor keine Einreise-Erlaubnis für den Landweg nach Burma (nur Flugzeug- Einreise). Die übliche Schiffsroute geht von Madras zur malaysischen Insel Penang und von dort per Fährboot zum Festland. Alternativ kommt die Route direkt nach Singapore in Betracht. Von Singapore führt eine gute Asphaltstraße über Malacca, Kuala Lumpur nach Thailand und dort in Richtung Norden nach Bangkok. Die Gebiete nördlich von Bangkok sind straßenmäßig gut erschlossen. Leider enden z.Zt. alle Reiseambitionen für den Autofahrer in Thailand, da die Grenzen aller umgebenden Länder gesperrt sind. Es geht nur per Flugzeug weiter nach Hongkong, China, Taiwan, Südkorea und Japan.
Der übliche "Land"-Weg nach Australien führt durch Asien nach Singapore und von dort per Schiff nach Perth oder Sydney. Der fünfte Kontinent bietet dort, wo er dicht besiedelt ist, ein gutes Straßennetz. Eine Umrundung des Inselkontinents ist recht reizvoll, sie ist heutzutage weitgehend auf asphaltiertem Untergrund möglich. Neuseeland ist wegen der Frachtkosten mit dem eigenen Wagen zu teuer, man mietet sich dort am besten ein Fahrzeug oder benutzt die öffentlichen Verkehrsmittel. Die so naheliegende Schiffsverbindung von Australien zur Westküste Südamerikas findet - wenn überhaupt - nur alle paar Monate statt. Die wenigen direkten Linien von Australien nach Südosten laufen stattdessen Häfen an der Ostküste Südamerikas an.
Die sogenannte Traumstraße von Alaska nach Feuerland ist auf einem kurzen Stück tatsächlich nur ein Traum: zwischen Panama und Kolumbien (also zwischen Nord- und Südamerika) gibt es keine Straßenverbindung. Der Bau scheiterte hauptsächlich an politischen Problemen. Man muß also - für viel Geld - auf's Schiff. Die kürzeste Route ist Panama - Carthagena, die aber teuer und aus politischen Gründen unzuverlässig ist. Üblicherweise verschifft man heute bereits von Florida aus nach Venezuela, da diese Verbindung stärker frequentiert ist. Oder man stellt den Wagen, der nicht höher als 2,08m sein darf, in ein Frachtflugzeug.
Von Venezuela führt die Traumstraße oder Panamericana nach Kolumbien und dann immer an der Westseite der Anden nach Süden: Bogota - Quito - Lima - Santiago de Chile - Puerto Montt. Dort muß man auf die Ostseite der Anden, um nach Feuerland zu kommen (wir hörten allerdings von neuen Straßen, die auf der Westseite noch sehr viel weiter nach Süden führen als Puerto Montt). Die einzige Allwetter-Straßenverbindung, d.h. die einzige asphaltierte Straße von der Westseite der Anden nach Osten, führt von Santiago de Chile über Mendoza nach Buenos Aires.
Im Norden Argentiniens und im Westen Brasiliens gibt es ein brauchbares Straßennetz: Im Amazonasgebiet schreitet der Straßenbau voran, aber eine direkte Verbindung nach Peru dürfte wegen politischer Probleme noch eine Weile auf sich warten lassen. Die überwiegenden Strecken im Amazonasgebiet sind nicht asphaltiert, es muß mit viel Schlamm gerechnet werden. Auch die direkte Strecke über Manaus nach Venezuela ist in Brasilien nur stückweise asphaltiert (in Venezuela bis Eldorado), doch zumindest in der Trockenzeit kommt man auch per VW-Bus durch; aktuelle Informationen vor Antritt der Reise sind angebracht.
Von Brasilien, Paraguay oder Argentinien gibt es keine ständig befahrbare Allwetterstraße nach Bolivien. Die brauchbarste der schlechten Strecken ist die von Tucuman (Argentinien) über La Quiaca nach Potosi in Bolivien. Die übliche Route verläuft dann von La Paz über Puno (Titicaca-See), Cusco (Abstecher nach Machu Picchu) nach Lima.
In Mittelamerika fährt man wieder auf der Panamericana, sofern nicht politische Probleme diese Strecke zu einem gewagten Abenteuer werden lassen oder geschlossene Grenzen ohnehin kein Weiterkommen gestatten. Die Panamericana beginnt in Panama und führt durch Costa Rica, Nicaragua, Honduras, El Salvador nach Guatemala. Dort fächert sich die Straße auf: entweder direkt nach Mexico City oder westlich über Belice auf die mexikanische Halbinsel Yucatan und dann weiter nach Norden.
Das Straßennetz Nordamerikas ist so dicht, daß in diesem Zusammenhang keine Worte darüber zu verlieren sind.
Die Straßenbedingungen in Afrika sind alles andere als berauschend. Nordafrika ist recht gut erschlossen. Die Sahara wird meist auf der Hoggar-Piste durchquert. Allerdings nur mit entsprechender Ausrüstung; man sollte die Wüste nicht unterschätzen, 1988 verdursteten laut "Stern" 80 Europäer im Gebiet der Hoggar-Piste.
Im Äquatorialbereich muß (vor allem Zaire) mit sehr ernsthaften Straßenschwierigkeiten gerechnet werden. Wenn Zaire wegen aufgeweichter Schlammpisten nicht durchfahren werden kann, kommt entweder der Umweg durch die Zenralafrikanische Republik und den Sudan oder die schwierige Reise von Ägypten her durch den Sudan in Frage. Wenn die Reise durch keins der beiden Länder möglich ist, dann ist eine Durchquerung Afrikas von Nord nach Süd praktisch unmöglich. Eine Durchquerung der Sahara am Atlantik (Marokko/Mauretanien) bzw. Roten Meer (Ägypten/Sudan) ist meist wegen geschlossener Grenzen undurchführbar.
Nach der Sahara-Durchquerung fährt man durch Niger, Nigeria, Kamerun, Zentralafrikanisches Republik, Zaire, Uganda (oder Ruanda, Tansania) nach Kenia. Von dort führt eine relativ gute Route durch Tansania, Sambia, Zimbabwe nach Südafrika - falls die Grenzübergänge offen sind. Südafrika selbst bietet ein hervorragendes Straßennetz. Wer die Reise nach Südamerika fortsetzen will, kann von Kapstadt oder Durban nach Argentinien oder Brasilien verschiffen.