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Das Fährschiff über den Rio de la Plata startet früh am Morgen. Wir übernachten der Einfachheit halber auf dem Parkplatz vor der Bootseinfahrt. Kaum stecken wir morgens den Kopf aus dem Fenster, spricht uns Herr Fischer aus Wien an. Er ist vor dem zweiten Weltkrieg nach Argentinien geflohen und betreibt eine Textilfabrik. Auf dem Schiff unterhalten wir uns; die Überfahrt über das breite Mündungsbecken des Rio de la Plata dauert ein paar Stunden. Herr Fischer lädt uns nach Punta del Este ein, einem kleinen Badeort am Südostzipfel von Uruguay.

Wir besuchen zunächst Montevideo. Selbst die Hauptstadt von Uruguay - das einstmals die Schweiz Südamerikas genannt wurde - verfällt. Wir sehen eingestürzte Hauswände und Bauruinen, die verrotten.

Durch eine hübsche Hügellandschaft fahren wir nach Punta del Este. Dort trauen wir unseren Augen nicht. Reiche und Superreiche aus den umliegenden Ländern haben sich hier Villen, manchmal fast Schlösser gebaut. Die Architekten konnten sich bedenkenlos austoben und schufen Bauten in jedem nur denkbaren Stil. Aber alle respektierten den natürlichen Baumbestand und versteckten ihre Phantasiegebilde meist hinter Wald und Hecken. Natürlich entstand auch viel Komisches und Kitsch.

Bald fahren wir weiter nach Brasilien. Brasilianisch, das heißt portugiesisch klingt uns wie russisch in den Ohren. Allerdings leben gerade hier im Süden des Landes viele Deutsche. Und als wir abends auf einer Hazienda fragen, ob wir auf der Wiese übernachten dürfen, spricht man deutsch. Auf dem Weg nach Norden folgen wir der Atlantik-Küste. Bald ändert sich die Vegetation in tropischen Regenwald. Wir übernachten an einsamen Stränden, von niemandem gestört.

Auf der Strecke von Curitiba nach Sao Paulo lernen wir die ununterbrochenen Lastwagenkolonnen kennen, die den größten Teil des brasilianischen Güterverkehrs bewältigen. Ohrenbetäubender Lärm der schweren, möglichst schalldämpferlosen Wagen, blaue Abgaswolken, riskante Überholmannöver. Kurz vor Sao Paulo machen wir abseits der Straße Mittagsrast. Ein furchtbar emsiger Mann kommt und erzählt, er sei Reporter. Wir wollen unsere Ruhe und beachten ihn kaum, er fotografiert unentwegt und stellt uns Fragen, die wir nur unwillig beantworten.

Die Groß- und Weltstadt Sao Paulo beeindruckt uns gewaltig. Ein Wolkenkratzer steht neben dem anderen, aber wiederum nicht so dichtgedrängt, daß man sich verloren fühlt. Auch hier spürt man die gestalterische Freiheit der Architekten, die einige wirklich elegante Hochbauten geschaffen haben. Von einem Aussichtsrestaurant schauen wir allerdings auch direkt in die schwarzen Fensterhöhlen eines ein paar Monate zuvor ausgebrannten Hochhauses, aus dessen obersten Stockwerken Menschen vom Feuer getrieben in den Tod sprangen. Sao Paulo wird, wie auch die anderen brasilianischen Großstädte, von einem autobahnähnlichen Straßensystem durchzogen. Wenn es überhaupt Straßenschilder gibt, dann sind sie so winzig, daß man sie kaum lesen, geschweige denn rechtzeitig erkennen kann. Wir verfahren uns dauernd, und zum ersten und einzigen Mal geht mir das Fahren so auf die Nerven, daß ich froh bin, als wir die Stadt verlassen.

Von Sao Paulo nach Rio de Janeiro führt eine Autobahn und die zwei Spuren in beiden Richtung sind mit Lastwagen angefüllt. Wir kommen vormittags in Rio an. Am deutschen Konsulat holen wir unsere Post ab; lesen Briefe und essen am Strand mit Blick auf den Zuckerhut zu Mittag. Bereits dieser erste Eindruck von der phantastischen Lage der Stadt fesselt uns. Als wir ein paar Tage später auf den Corcovado, den gut 700m hohen Berg mit der Christusstatue, hinauffahren und sich die Stadt mit ihren vielen Buchten und Badestränden zu unseren Füßen ausbreitet, erklären wir Rio von der Lage her zur schönsten der uns bekannten Städte. Der Ausblick aus dieser Höhe auf das Häusermeer läßt uns nicht los. Wir übernachten auf dem Corcovado und können vom Bett aus hinunterschauen auf den Lichterglanz der nächtlichen Stadt.

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