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Auf der Weiterreise mußte ich alle 150 bis 200 km die Bremstrommel abnehmen und die Lager überprüfen. Dabei war nicht die zusätzliche Arbeit belastend, sondern das Gefühl, daß sich irgendwann das Hinterrad nicht mehr dreht - mitten in der Sahara. Jedoch, am Ende drehte es sich bis Deutschland, allerdings mit Ach und Krach, wir hätten wohl kaum 1 000 km weiter fahren können.

Von Kano führt eine - wenn auch schlechte - Asphaltstraße nach Zinder. Auf dieser Strecke ändert sich deutlich sichtbar die Vegetation, je weiter wir nach Norden kommen, umso ungehinderter schweift der Blick über kahle Flächen. In Zinder ist gerade Markttag mit einem sehr ausgedehnten Kamelmarkt, den größten, den wir je sahen. Auch auf dem Weg nach Agadez streifen wir noch über einige kleine Dorfmärkte, immer werden wir freundlich aufgenommen.

Als wir nach zweieinhalb Tagen auf einer fast mörderischen, 400 km langen Wellblechpiste in Agadez ankommen, überfallen uns fast die Händler und Bettler. Bei einem Gang durch den Markt werden wir von aufdringlichen fliegenden Händlern begleitet; wo immer man hält, wird man sofort belästigt. Agadez wimmelt zu dieser Jahreszeit von Touristen, und es scheint, daß dieser Andrang der alten Karawanenstadt allen Zauber, alles Geheimnisvolle genommen hat.

Bald verlassen wir Agadez und starten auf der Hoggar-Piste die Süd- Nord-Durchquerung der Sahara. Bis zur gut 400 km entfernten Niger- Grenze fahren wir über ebene, feste Sandflächen. Weite Strecken lassen sich sogar im 4. Gang bewältigen. Nach eineinhalb Fahrtagen stehen wir kurz nach Mittag an der Grenzstation in Assamaka, aber die Grenzer machen zwischen 11.30 und 16 Uhr Siesta. Bis dahin sammeln sich 10 Autos, ein Zeichen für den starken Verkehr auf dieser Piste.

Zwischen Assamaka und der 30 km entfernten algerischen Grenzstation In-Guezzam liegt ein heimtückisches Weichsandstück von ca. 15 km Länge. Wir bleiben gleich zu Beginn stecken, befreien uns noch und übernachten an dieser Stelle. Am nächsten Morgen, als der Sand noch tragfähig ist, starten wir im ersten Tageslicht, und kommen durch, wenn auch mit List und Tücke.

Hier ändert sich das Landschaftsbild, von der Erosion zernagte Berge und Gebirgsketten ragen aus dem Sand. Die Piste ist für uns eigentlich ohne große Probleme zu fahren, wir kommen gut vorwärts und machen mehrere Male Abstecher zu den umliegenden Gebirgszügen. Aber das Gefühl von Wüste will nicht so recht aufkommen, alle paar Kilometer steht ein Autowrack herum, immer wieder begegnen uns andere Wagen. Wir fühlen uns nicht einsam genug und verzichten auf die lange Pause, die wir hier eigentlich machen wollten.

Ein sehr intensives Erlebnis ist allerdings die Begegnung mit Martin Eavens, einem etwa dreißigjährigen Engländer, von dem wir schon in Agadez gehört hatten. Martin ist per Fahrrad unterwegs durch die Sahara, und er hat nicht - wie seine Vorgänger - sein Fahrrad auf einen LKW verladen, sondern er kämpft sich ganz allein und mit eigener Kraft durch den Sand. Wir treffen ihn am späten Nachmittag, wir kampieren gemeinsam und unterhalten uns bis tief in die Nacht. Er sagt, daß Radfahren die optimale Fortbewegungsart für ihn sei und daß er ganz bewußt per Fahrrad durch die Wüste fährt, weil er sie kennenlernen will.

Sein Fahrrad wiegt inklusive Gepäck etwa 75 kg. Seinen 15-Liter Wasservorrat ergänzt er immer wieder von durchfahrenden Touristen, alle Verpflegungen schleppt er mit. Als wir am nächsten Tag weiterfahren, entdecken wir häufig Martins Fahrradspur, die zick- zack durch den Sand führt und an manchen Stellen abrupt abbricht: dort hat ihn plötzlich eine Welle mit Weichsand überrascht und er mußte schleunigst vom Fahrrad springen - wenn er nicht schon vorher kopfüber abgeworfen wurde.

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