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Unser nächstes Ziel ist die ehemalige Hauptstadt des Inka-Reiches, Cusco. Von dort lenkten einstmals die Inka-Herrscher ein Imperium, dessen gewaltige Ausdehnung vom heutigen Kolumbien bis südlich von Santiago de Chile alle bis dahin bekannten Staatengebilde übertraf. Eine Handvoll Spanier unter dem Kommando von Pizarro kam, sah und siegte. Mit List und Heimtücke metzelten sie die Führungsschicht nieder, schafften die unermeßlichen Goldschätze nach Spanien und zerstörten die Hauptstadt Cusco. Auf den Grundmauern bauten sie Kirchen und Klöster.

Nur diese Mauern und eine halbzerstörte Festung zeugen heute von der kaum vorstellbaren handwerklichen Geschicklichkeit der Inka- Baumeister. Sie fügten die Steine so nahtlos dicht und ohne Mörtel oder Zement aneinander, daß diese Gemäuer allen Erdbeben widerstanden. Auch heute läßt sich nicht einmal eine Rasierklinge in die Fuge zwischen zwei Steinen schieben. Und das selbst bei über zwei Meter hohen und viele Tonnen schweren Blöcken.

Ein einziges, festungsartiges Dorf entging der Zerstörungswut der Spanier. Es lag so abseits, daß es erst 1911 wiederentdeckt wurde: Machu-Picchu, einer der Höhepunkte jeder Südamerika-Reise. Auch heute noch führt nur eine Eisenbahn bis in die Nähe der Festung. Dort, am Urubamba-Fluß, steigen wir aus und in einen Omnibus um, der uns in wilder Serpentinenfahrt 600 m den Berg hinauf vor die Tore von Machu Picchu bringt. Das ehemalige Wehrdorf klebt auf dem Verbindungsrücken zweier Berge. Tief unten schäumt in einer Haarnadelkurve der Urubamba um diese Festung. Dahinter, durch den Fluß getrennt, steigen dichtgrüne Berge empor, die von schneebedeckten Riesen in der Ferne noch einmal überragt werden. Diese unglaublich schöne Lage inmitten einsamer Anden-Welt ist das eigentliche Erlebnis Machu Picchu, daran können wir uns nicht sattsehen. Das Wehrdorfselbst mit dicken Mauern, Sonnentempel, einem kleinen Palast für den Herrscher, strohgedeckten Bauernhäusern und terassenförmig angelegten Feldern paßt sich in diese Landschaft so völlig ein. Es gewinnt erst durch sie seinen eigenartigen Reiz.

Ursprünglich planten wir, quer durch die Anden über Ayacucho und Huancayo zurück nach Lima zu fahren. Aber heftige Regenfälle hatten eine Brücke weggespült, ein Erdrutsch staute einen Fluß zu einem See, in dem die Straße verschwand. Um nicht hunderte von Kilometern auf Schotterstraßen zurückzufahren, wählen wir eine Querverbindung zur Küste bei Nasca. Noch bevor wir die Westbarriere der Anden überqueren, treffen wir amerikanische Reisekollegen, die mit einem ausgebauten Lastwagen und einem schwer beladenen, LKW-großen Jeep gerade dorther kommen, wohin wir wollen. Sie sind seit fünf Tagen auf der 300 km langen Strecke unterwegs, blieben viele Male stecken, kippten zweimal fast um. Der eine der Männer hält sich mit letzter Kraft aufrecht, am liebsten möchte er auf der Stelle nach Hause fliegen.

Gemeinsam mit einem englischen VW-Bus-Paar, mit dem wir seit La Paz zusammen reisen, machen wir uns trotz aller Warnungen auf den Weg. Im Hochtal vor dem ersten Paß legen wir einen Tag Pause ein, schauen die Autos durch, backen Kuchen auf Vorrat und tanken genügend Wasser (und Benzin natürlich). Frühmorgens brechen wir auf. Der schmale Weg klettert von 3200 m weitere 1000 m hinauf, häufig müssen wir um kleinere und größere Erdrutsche herumbalanzieren. Wir folgen einer Hochebene mit einsamen Indio- Dörfern, vor denen Lamas und Alpacas weiden. Schneebedeckte, majestätische Gipfel liegen zum Greifen nahe, wir fühlen die Herausforderung der Einsamkeit und der unbarmherzigen Umgebung in dieser Höhe. Aber trotz aller düsteren Vorhersagen kommen wir gut voran. Unsere Autos sind schmal und leicht genug, um zwischen den tiefen Gräben der Lastwagenräder gerade noch genug Halt zu finden. Mit Schwung und angehaltenem Atem fahren wir durch Schlammstrecken, ein paar Mal holpern und schaukeln wir im Fußgängertempo über puren Fels. Aber wir bleiben nicht ein einziges Mal stecken. In einem geschützten Tal übernachten wir und treffen am nächsten Mittag in Nasca ein. Dreieinhalb Tage früher als die Lastwagenbesitzer.

Wir hörten, daß man in der Nähe von Nasca auf einem Gräberfeld aus der Inkazeit nach Tonkrügen und alten Sachen graben könne. Einen halben Tag lang suchen wir den Rand der Wüste nach diesem Feld ab, kurz vor Sonnenuntergang biegen wir um einen Hügel. Ein sportplatzgroßes Feld ist übersät mit ausgebleichten Totenschädeln, mit Gerippen und Stoffetzen. Wir übernachten in der Nähe und machen uns am nächsten Vormittag an die archäologische Arbeit. In der Gruft einer hockend beerdigten Inka-Dame finden wir einen schönen bemalten Tonkrug, der gute 500 Jahre alt sein dürfte. Unsere englischen Freunde sind ähnlich erfolgreich. Den Peruanern gegenüber haben wir kein schlechtes Gewissen; in der Nähe von Lima gibt es ein ähnliches, aber weit größeres Feld, in dem professionelle Schatzgräber (und Fälscher) Touristen bedienen.

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