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Dann tanken wir 400 Liter Benzin: 60 in den Fahrzeugtank und 340 in 17 (in Worten: siebzehn) Benzinkanister. Denn wir rechnen für die vor uns liegende 1 400 km lange Tannesrouft-Piste mit einem Verbrauch von etwa 350 Litern, die restlichen 50 Liter sind Reserve (auch für den Fall, daß es in Gao am anderen Ende der Piste wie so häufig kein Benzin geben sollte). Von den 17 Benzinkanistern packen wir neun aus Gewichtsverteilungsgründen in unser Bett; und müssen sie Abend für Abend - als Ausgleichsgymnastik - aus dem Auto räumen. Die restlichen acht, an der rechten Fahrzeugseite befestigten Kanister ragen vom Heck bis zur Hälfte der Fahrertür und zwingen mich seit Beginn der Reise, jedesmal durch die Beifahrertür auszusteigen.

Von Adrar aus liegen noch 150 km Asphaltstraße bis nach Reggane vor uns, dann beginnt die Piste. In Reggane stoppt uns ein Polizeiposten. Die Tannesrouft-Piste darf nur im Konvoi befahren werden. Wir müssen auf mindestens einen Partner warten. Immerhin können wir schon mal per Fernglas die Strecke begutachten. Über der brettflachen Ebene flimmert die Hitze, bis zum Horizont Sand, nichts als gelbbrauner Sand. Wir fühlen beide die Spannung und die Erwartung: wie werden wir mit dieser Strecke fertig werden.

Eine Stunde später taucht ein französischer Peugot-Fahrer auf, er überführt ständig PKW’s nach Mali - und ist, genau wie wir, nicht an einer gemeinsamen Konvoi-Fahrt interessiert. Aber der Bürokratie ist Genüge getan. Genau um 12 Uhr mittags dürfen wir gemeinsam starten.

Um 12.15 Uhr sitzen wir zum ersten Mal im Sand fest, der Franzose gibt Gas und fährt davon.

Wir essen erst mal gemütlich zu Mittag, dann schaufeln wir den Sand zur Seite, heben den Wagen an der Hinterachse an und stellen ihn auf Sandbleche. Vor die Vorderräder legen wir ein zweites Paar Sandbleche. Diese kurze Startbahn genügt, und wir sind frei. Ohne weiteres Steckenbleiben kommen wir durch die gefürchteten ersten 50 km mit sehr vielen Weichsandstellen.

Und schon erleben wir ein "Jahrhundertereignis". Ein Lastwagen ist auf einen anderen, der im Sand stecken geblieben war, aufgefahren. Auf einer Piste, die an dieser Stelle wohl 10 km breit ist und auf der höchstens alle halbe Tage ein LKW daherrumpelt ...

Die Tannesrouft-Piste: das sind Spuren im Sand, die mehr oder weniger dicht einer Markierung aus Bezinfässern folgen. Diese Fässer sind meist in Sichtweite aufgestellt, häufig fehlt jedoch das eine oder andere Faß und man muß hoffen, das nächste zu finden.

Die Tannesrouft-Wüste gehört laut Reiseführer zu den ödesten der Welt. Sie ist flach wie ein Kuchenteller und fast gänzlich tot. Für uns war die Tannesrouft die faszinierenste Wüste, die wir je erlebten. Das Bewußtsein der totalen Einsamkeit, das Erlebnis der völligen Stille und das Schauspiel der Sonnenuntergänge: man sitzt im Zentrum dieses Kuchentellers, die Sonne nähert sich eilig und frei von jedem Dunstschleicher dem Rand des Horizonts; klar leuchtend und selbstbewußt fährt der Sonnenball in die Tiefe. In atemberaubenden fünf Minuten ist alles vorbei. Im Rücken erscheint violett, dann blau, dann schwarz die Nacht, fast so schnell wie die Sonne verschwindet. Wenig später bedeckt ein ungemein klares Sternenmeer den Nachthimmel.

Bis zur 750 km entfernten algerischen Grenzstation Bordj Moktar sind wir zweieinhalb Tage unterwegs, bleiben noch zweimal im Sand stecken und fahren hauptsächlich im 2. oder 3., lange Strecken aber auch im 1. Gang. In der Gegend der Mali-Grenze ändert sich das Landschaftsbild. Die Piste schlängelt sich durch Gebirgsketten, es gibt häufig keine Ausweichspuren mehr, man muß auf dem harten, wellblechartigen Pistenboden bleiben. Manchmal tauchen Beduinen aus dem Nichts auf, bitten um Wasser und verschwinden im Nichts. Später dann sehen wir die typischen Ziehbrunnen des Sahelgürtels, um die sich Kamel- und Zebu-Herden drängen.

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