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Zu meinen ersten dienstlichen Unternehmungen gehört es, den Ist- Zustand der Stromversorgungs-Technik festzustellen, über die ich unterrichten soll. Weil es keine brauchbaren Statistiken gibt und um ein eigenes Bild von den Problemen vor Ort zu gewinnen, brechen wir bald zu einer Rundreise durch Pakistan auf. Die Reise fällt unglücklicherweise in die vierwöchige Fastenzeit - Ramadan -, in der die Moslems zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang fasten müssen: weder essen, noch trinken, noch rauchen. Mit Erstaunen stellen wir fest, daß sich sicher 90 % und mehr der Bevölkerung ganz strikt an die Regeln halten. Zwar läuft nach außen hin das Wirtschaftsleben in dieser Zeit seinen gewohnten Gang, aber es läßt sich nicht verleugnen, daß selbst bei gutem Willen ein Arbeitstag mit leerem Magen lang und hart ist.

Wir besuchen Quetta, die Provinzhauptstadt von Belutschistan, der man ihre auch äußerliche Verwandtschaft mit dem nahegelegenen afghanischen Kandahar deutlich ansieht. Dann bleiben wir ein paar Tage in der "Industrie-Metropole" Karachi, die nach der Teilung von Indien aus dem Boden gestampft wurde und sich als ziemlich gesichtslose, flächenmäßig sehr ausgedehnte Stadt darstellt.

Für einen kurzen Abstecher fahren wir nach Tata, wo wir neben alten Grabdenkmälern eine in Architektur und Details sehr schöne Moschee sehen. Auf dem Weg nach Norden besuchen wir Mohendjo Daro, einen der Hauptorte der vor über 4000 Jahren blühenden sogenannten Indus- Kultur. Wir bewundern die damals bereits zweistöckigen Ziegelhäuser, ein öffentliches Bad und das Kanalisations-System. Schließlich kehren wir über Multan und Lahore zurück nach Haripur.

Das offizielle Ergebnis der Reise betrachte ich als Herausforderung: auf meinem speziellen Fachgebiet kennt sich fast niemand richtig aus, für eine systematische Schulung und Unterrichtung schien jeder dankbar zu sein, mit dem ich sprach.

Unser Privatleben wird bald in die für ausländische Experten in der Dritten Welt typischen Bahnen gelenkt. Es läßt sich nicht vermeiden, daß wir einen Koch einstellen müssen, weil sonst die Haushaltsführung entsetzlich viel Zeit fressen würde; weil es z.B. kein Brot - die Pakistaner essen hauptsächlichFladenbrot - zu kaufen gibt, muß zu Hause gebacken werden. Mehl, Reis und ähnliche Produkte müssen mühselig auseinandersortiert werden: Würmer, Steine und Dreck auf die eine, der verbleibende Rest auf die andere Seite.

Das Einkaufen muß nach pakistanischer Sitte möglichst ein Mann besorgen, weil Frauen außerhalb des Hauses nicht viel gelten. Unser Koch ist vom frühen Morgen bis zum Abwaschen nach dem Mittagessen und um die Abendessenszeit vollauf beschäftigt.

Unser Haus besteht aus fünf Zimmern, einer großen Küche, drei Bädern und einem weitflächigen Innenhof, dazu einer Garage, in der unser VW- Bus mit Leichtigkeit Platz findet. Täglich muß alles von einer Putzfrau geputzt werden, weil sonst der feinkörnige Staub aus der Umgebung kaum zu ertragen ist.

Neben dem Haus und im Innenhof lassen wir Gärten anlegen, die von einem halbtags beschäftigten Gärtner betreut werden. Und als bei einem Nachbarn eingebrochen wird, stellen wir schließlich auch noch einen Nachtwächter an.

Die vielen Probleme, die von diesen Angestellten ausgehen, belasten uns; außerdem stört uns die simple Tatsache, daß wir fast nie allein in unseren vier Wänden sind. Bald schon wünschen wir uns einen Supermarkt herbei, wo man alle Lebensmittel ohne Zeitaufwand und in hygienisch einwandfreiem Zustand erwerben kann. Wenn dann noch eine Spülmaschine da wäre, würden wir mit Freuden auf die Dienste des Kochs verzichten.

Obwohl wir fast doppelt so hohe Löhne wie die Pakistaner an unsere Hausangestellte zahlen, klingen die DM-Beträge beschämend niedrig: Der Koch verdient DM 90 im Monat,die Putzfrau DM 40, der Nachtwächter DM 50 und der Gärtner DM 35; hinzukommen noch etwa 2-3 Monatsgehälter pro Jahr für Kleidung, Geschenke etc. Man muß aber diese Einkommen in Relation zum gesamten Lohnniveau in Land sehen: der Direktor des College - ein Beamter etwa im Rang eines Ministerialrates - verdient zwischen DM 500 und DM 600, ein Beamter im höheren Dienst etwa DM 300 und ein Beamter des gehobenen Dienstes ca. DM 200, die zahllosen Arbeiter im College werden mit DM 50 im Monat abgespeist, ein mir zugeteilter Büro-Diener ist Tagelöhner zu DM 1 pro Tag. Auf der anderen Seite gelingt es den Leuten, sich mit den relativ sehr billigen Lebensmitteln und bei Mieten um DM 10/Monat für eine Beamtenwohnung halbwegs durchs Leben zu schlagen.

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