Sie werden nicht immer die besten Straßen vorfinden und Sie werden in Klimazonen geraten, in denen europäische Autos durchaus zu kämpfen haben. Gegen schlechte Straßen sollte man einige Schutzmaßnahmen ergreifen.
Entgegenkommende Autos wirbeln Steine auf, die in die Windschutzscheibe oder in die Scheinwerfer fliegen können; wenn es nicht Autos sind, dann machen sich häufig Kinder ein Vergnügen aus Steinewerfen. Neuwagen sollten Sie deswegen unbedingt mit Verbundglas-Windschutzscheibe bestellen, weil in dieser ein Stein meist nur ein Loch oder Risse hinterläßt, aber nicht die ganze Scheibe zerstört. Alternativ können Sie Gitter vor die Scheibe bauen; angeblich gewöhnt man sich an den Blick aus dem Gefängnis. Eine weitere Alternative ist eine Plexiglasscheibe in 10 - 20 mm Abstand vor der Winschutzscheibe. Sie wird leider bald blind und reflektiert bei Nacht und Nässe unangenehm. In jedem Fall tun Gitter vor Scheinwerfern (schließen Sie Zusatzscheinwerfer mit ein) nicht weh; und wenn Sie diese aus starkem Drahtgeflecht bauen und so anbringen, daß sie nur vom Wageninnern abzumontieren sind, wird der Diebstahl Ihrer Scheinwerfer sehr erschwert.
Schauen Sie auch unter den Bauch Ihres Wagens, dort gilt es zumindest die Ölwanne gegen Steine zu schützen. Sie werden des öfteren mehr Schmutz als Benzin tanken, daher sollten Sie Benzinfilter einbauen und genug Reserve mitnehmen. - Ein Ölfilter, falls nicht schon vorhanden, kann zumindest nicht schaden.
Unter den schlechten Straßen leiden Sie wie das Auto: Investieren Sie vor allem bei LKW-Typen Ihrem Körper zuliebe stoßgedämpfte Sitze.
Auf schlechten Straßen hat Ihr Motor mit Staub in der Vergaser-Ansaugluft zu kämpfen. Daher empfehlen sich möglichst große Ölbadluftfilter (sie lassen sich reinigen und mit frischem Öl füllen), u.U. mit vorgeschaltetem Zyklonfilter. Sehr bewährt hat sich der Trick, die Ansaugluft per Luftschlauch aus dem Wohnbereich des Wagens zu holen.
Die Kühlung des Motors wird umso schwieriger, je heißer die Umgebungsluft ist. Sprechen Sie mit dem Hersteller Ihres Wagens über einen größeren Kühler oder ähnliche Maßnahmen. Für den luftgekühlten VW-Motor empfehlen wir sehr einen zusätzlichen Ölkühler, der von tuning-shops angeboten wird. Der Selbsteinbau eines Ölkühlers ist in Kap. 11.6 beschrieben.
Nehmen Sie heavy- duty-Stoßdämpfer, die den höheren Außentemperaturen eher gewachsen sind, packen Sie mindestens einen Satz - besser zwei - als Reserve ein.
Über geeignete Reifen läßt sich endlos streiten. Wir nahmen auf die Weltreise Normalreifen mit, weil wir die Empfindlichkeit der Seitenwand von Gürtelreifen fürchteten. Unterwegs trafen wir viele Gürtelreifenfahrer. Als wir nach Pakistan zogen, fuhren wir auf Gürtelreifen - von denen zwei ihren Geist durch Schnitte in die Seitenwand noch bei der Anreise aufgaben. Dennoch sind wir bei Gürtelreifen geblieben und haben auch bei den Sahara-Fahrten positive Erfahrungen gemacht.
Reifen mit der geeigneten Tragfähigkeit oder auch der richtigen Größe sind unterwegs u. U. nur schwer aufzutreiben; wohl dem, der eine komplette Garnitur Ersatzreifen mitnimmt. Reifenpannen zählen zu des Globetrotters häufigsten Freuden. Wir bekamen in Kolumbien nur 4-PR-Reifen. Obwohl in Deutschland 8 PR vorgeschrieben sind und wir mit überladenem Wagen fuhren, verhielten sich diese Reifen sehr brav.
Packen Sie mindestens 6 passende Schläuche ein; schlauchlose Decken können nur in den wenigsten Ländern geflickt werden. Unbedingt brauchen Sie eine Luftpumpe, für Wüstenfahrten möglichst eine elektrische und eine Fuß- oder Handluftpumpe mit Manometer (ein separates Manometer ist nützlich zum Druckprüfen). Die Handluftpumpe sollte einen Druckausgleichbehälter haben, dann läßt sich's leichter pumpen.
Für Fahrten auf versandeten Pisten brauchen Sie Sandbleche. Auf die Weltreise nahmen wir Sandleitern aus Duraluminium-Rohren mit, die sich nur mäßig bewährten. Die Saharadurchquerung gelang uns viel besser auf Luftlandeblechen aus Duraluminium, die relativ leicht und griffig sind (zu beziehen bei den Expeditionsausrüstern).
Sandbleche befestigt man am besten an einem Dachständer, der aber muß stabil (suchen Sie das stabilste Modell auf dem Markt aus) und sicher mit möglichst vielen Stützen zu befestigen sein. Vielen Leuten fiel bei einer Pistenfahrt und scharfem Bremsen der Dachständer vors Auto. Wir verschraubten ihn mit der Regenrinne und blieben vor derartigen Erlebnissen verschont.
Der Dachständer eignet sich hervorragend, einen mitfahrenden Schatten zu produzieren: entweder Sie unterlegen ihn mit einer dünnen Alu-Platte oder Sie spannen eine dünne Plane über den Ständer. In Indien ließen wir uns eine Kiste aus verzinktem Blech auf den Dachständer bauen, in der viele Dinge ziemlich regen- und diebstahlsicher Platz fanden. Über die Kiste spannten wir zusätzlich unsere Schatten-Plane.
Für Nachtfahrten sollte man soviel Licht wie nur möglich erzeugen. Daher wenigstens einen Satz Halogen-Zusatzscheinwerfer montieren. Mit Scheinwerfern, die vom Dach in alle Richtungen strahlen, kann man nachts ungebetene Gäste vertreiben und abends den Standplatz ausleuchten.
Hupen sind fast lebenswichtig. Bauen Sie die lautesten Hörner ans Auto, die Sie auftreiben können. Indern muß man förmlich ins Ohr hupen, damit sie einen Schritt zur Seite gehen. Spendieren Sie auch Ihrem Beifahrer einen Hupenknopf; er könnte vielleicht noch den Fußgänger anhupen, den Sie übersahen und der gerade vors Auto springt.
Eine zweite Batterie nur für die "privaten" Zwecke wie Innenbeleuchtung erleichtert das Leben sehr. Nehmen Sie eine gleichgroße wie die Starterbatterie, dann haben Sie automatisch Ersatz. Laden Sie die Zweitbatterie nur über ein sog. Trennrelais. Es sorgt dafür, daß zuerst immer die Starterbatterie und dann die Zweitbatterie geladen, andererseits, daß die Starterbatterie nicht durch die privaten Verbraucher entladen wird. Sie müssen jetzt natürlich von der Batterie zu den privaten Verbrauchern ein eigenes Kabel führen.
Sie können Ihr Cockpit mit Instrumenten wie in einem Jumbo-Jet vollstopfen, die Zubehörhändler werden sich freuen. Einige Instrumente sind jedoch wichtig: beim luftgekühlten VW unbedingt Ölthermometer und Drehzahlmesser, Öldruckanzeige und Batteriespannung (umschaltbar für beide Batterien) sind nützlich. Eine Störquelle stellt beim VW das Amperemeter dar, weil der gesamte Verbraucherstrom vom Motor zum Amperemeter und zurückgeführt werden muß. Ob die Lichtmaschine lädt, zeigt auch das Voltmeter an. Und ob die Batterie an der unteren Entladegrenze liegt, geht nicht aus dem Amperemeter, dafür aber aus dem Voltmeter hervor.
Einen Höhenmesser halten wir für sehr interessant, ein eingebauter (aber kompensierbarer) Kompaß kann nützlich, in der Wüste sehr wichtig sein.
Schließlich gehört zur Ausstattung ein festes Abschleppseil mit mindestens 5 t Zugkraft; herkömmliche Abschleppseile reißen, wenn Sie im Schlamm stecken und ein LKW Sie im Hauruck rauszieht. Am besten eignet sich ein sog. Bergegurt entsprechender Festigkeit, der sich eng zusammenrollen und auch für andere Dinge verwenden läßt (zu beziehen bei den Expeditionsausrüstern). Auch sollten Sie einen zusätzlichen Wagenheber mitnehmen, am besten hydraulisch betätigt (obwohl dieses Prinzip im Sand zu Schwierigkeiten führen kann) und eventuell einen sog. High Lift, mit dem man z.B. das im Schlamm versunkene Auto wieder hochstemmt. Für schlimme Fälle nahmen wir eine Bootsseilwinde mit Umlenkrolle mit, die wir nie brauchten. Aber das Wissen, sie im Notfall griffbereit zu haben, ließ uns manches Fahrrisiko sorgloser angehen. Heute würden wir stattdessen einen sog. Greifzug anschaffen, der höhere Zugkraft hat und universeller ist.
Bleibt noch die Frage, wieviel Reserve-Sprit man spazierenfahren sollte. Im Normalfall nicht mehr als 20 Liter, würden wir sagen. Wir sind bei unserer Weltreise nicht einmal in die Verlegenheit geraten, eine höhere Reserve tatsächlich zu brauchen (anders sieht es natürlich bei z.B. Sahara-Fahrten aus). Wenn Sie in menschenleeren Gebieten grundsätzlich an jeder Tankstelle auftanken, werden Sie kaum in Verlegenheit kommen. Wenn Sie allerdings Ihrem Wagen den Expeditions-look mit einer Galerie Benzinkanister verleihen wollen, dann schleppen Sie bitte kiloweise Gewicht herum. Der Gewinn beim Volltanken in Billigländern macht nicht den Mehrverbrauch durch erhöhten Luftwiderstand wett.
Ein paar Tips zum Schluß. Vergessen Sie nicht das "D"-Schild. Wenn Sie aus Sympathie zur Schweiz ein Schweizer-Kreuz z.B. an die Windschutzscheibe kleben, werden Sie verschiedene Zöllner vielleicht bevorzugt behandeln, weil man Sie für Ärzte hält (allerdings wird auch so mancher Straßenpassant um ärztlichen Rat bitten).
Wir schrieben in Südamerika deutlich lesbar "Alemania" ans Auto, um nicht mit US-amerikanischen Gringos verwechselt zu werden. Das hatte zur Folge, daß uns sehr viele deutschstämmige Südamerikaner ansprachen und wir einige sehr interessante Leute kennenlernten.