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Die nächste Geschichte gestaltet sich unangenehmer. Wir haben den Yankara-Markt zunächst ohne Fotogerät und ohne viel Geld besucht, weil man dort beides sehr schnell los wird. Aber dieser angeblich größte Markt Afrikas ist die größte Markt-Kloake der Welt. Wir haben nirgends einen Markt erlebt, der halb in schwarzem, stinkenden Brackwasser versunken ist, der inmitten von Müllhaufen, Ratten und menschlichen Exkrementen abgehalten wird. Das wollten wir wenigstens aus dem Auto heraus fotografieren. Wir fahren durch die engen Straßen, Sigrid fotografiert eifrig. Plötzlich stoppt uns ein Polizist, der uns mit einem Taxi verfolgte. Er hämmert ans Auto, wir lassen ihn nicht hinein. Ich fahre weiter, er klammert sich an die Tür. Dann kommt ein Mauervorsprung, ich habe Angst, den Mann dort einzuquetschen, halte erneut. In Sekundenschnelle sammelt sich um das Auto ein Menschenauflauf, an Flucht ist nicht mehr zu denken. Wir müssen den Schreihals hereinlassen. Aber ein zweiter Mann schlüpft hinterher. Der Polizist sagt, wir sollen zur Wache fahren, weil Fotografieren verboten sei. Der andere, der angeblich Polizeioffizier ist, ergänzt, wir brauchten nicht zur Wache (dort ist der Preis dann viel höher, weil alle partizipieren wollen), wenn ich gleich um Vergebung bitte. "How much", frage ich nur, und er antwortet, das läge an mir. Ich biete ihm 5 Naira, aber dieser Betrag wird entrüstet zurückgewiesen. Ich erhöhe auf 10, habe aber nur einen 20-Naira-Schein (60 DM). Wechselgeld gibt es in einem solchen Fall nicht, also gebe ich den Schein heraus und die Herren steigen befriedigt aus.

Die letzte Räuberpistole passiert bei einer Polizeikontrolle, bei der uns zufällig ein Botschaftsangehöriger begleitet. Der Polizist verlangt die Papiere und erklärt mir, daß der Internationale Führerschein in Nigeria nicht gelte (obwohl Nigeria als Vertragsstaat aufgeführt ist). Ich dürfe ohne nigerianischen Führerschein nicht fahren, deshalb würde er mich jetzt verhaften. Unserem Begleiter gelingt es schließlich, dem Polizisten den Führerschein abzulisten und den Mann mit diplomatischen Verwicklungen so zu drohen, daß er sein Vorhaben aufgibt.

Wir halten trotz allem eine Woche lang in Lagos aus. Aber auch nur, weil wir in einem Haus mit Nachtwächter wohnen und uns dort von den Aufregungen der Stadt in klimatisierten Räumen erholen können. An Camping ist in oder in der Nähe von Lagos überhaupt nicht zu denken, denn nachts herrscht nur mehr Faustrecht. Bei Überfällen ist selbst eine falsche Handbewegung lebensgefährlich; wer lebendig davonkommen will, liefert alle Wertgegenstände wie Geld, Uhr und Auto auf der Stelle ab und steht nicht im Weg herum.

Wir sind überzeugt, daß alle Schauergeschichten über Lagos wahr sind, daß die Realität wahrscheinlich noch brutaler ist, als die Geschichten. Wir sind ohne Unfall und ohne ernsthafte Komplikationen davongekommen; und jetzt, wo alles hinter uns liegt, sind wir eigentlich ganz froh, auch einen Blick in die "schiere Hölle" geworfen zu haben.

Bereits ein paar Fahrstunden nördlich von Lagos liegt die Hölle hinter uns. Dort werden die Menschen wieder freundlich, die Polizisten hilfsbereit. Selbst in der zweitgrößten Stadt in Kano, ganz im Norden Nigerias, fühlen wir uns völlig sicher, fotografieren bedenkenlos, und halten uns sorglos und stundenlang im großen und interessanten Bazar auf. Kano ist ganz anders als Lagos; eine Stadt die uns gefällt und in der wir uns bald wohl fühlen.

In Kano machen wir leider einen großen Fehler. Ich meine, in den Hinterradlagern des Autos etwas zuviel Spiel festzustellen, und will sie im Hinblick auf die Saharadurchquerung vorsichtshalber auswechseln lassen. In der offiziellen VW-Werkstatt namens NITECO bedient uns ein deutscher kaufmännischer Manager und ein östereichischer angeblicher Ingenieur und Meister. Dieser Mann hatte zumindest von einer VW-Hinterachse nicht die geringste Ahnung. Er machte nahezu alles falsch, vor allem verwechselte er beim Einbau die Lager. Beim Umwechseln beschädigte er die Lager und verbog die Ankerplatte. Daraufhin schliff die Bremstrommel so an dieser Platte, daß das Rad kochendheiß wurde. Das wiederum versuchte er durch eine Kupferbeilagscheibe zu kompensieren.

Diese Scheibe zerrieb sich in Kürze, die Bremstrommel lockerte sich und schlug aus der Verzahnung aus.

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