Beitragsseiten

 

Wieder einmal - im Frühjahr 1979 - gibt es eine Geschichte nachzutragen. Vor wenigen Tagen kamen wir aus Afrika zurück, dem letzten Kontinent, den unser braver VW-Bus noch hinter sich zu bringen hatte. Leider war es nur eine Dreimonate-Reise, die uns bis zur Atlantikküste Westafrikas und zurück führte, aber die zweimalige Saharadurchquerung hat uns begeistert - und unser Auto strapaziert.

Das erste Abenteuer bestanden wir noch vor der Abreise. Wir ließen aus Sicherheitserwägungen alle Verschleißteile wie Motor und Getriebe (obwohl beide erst 65 000 km alt waren) in einer VW-Werkstatt in München-Moosach ersetzen. Obwohl mir der Eigentümer versicherte, besonders sorgfältig zu arbeiten (er habe mehrere "Wüstenfahrer"-Kunden), kam nach einwöchiger und 6.000 DM teurer Reparatur das Auto mit lebensgefährlichen Mängeln aus der Werkstatt. So sagte ein TÜV-Mann, der den Wagen am nächsten Tag untersuchte und natürlich nicht abnahm. - Die nötigen Nachreparaturen dauerten sieben Arbeitstage.

Zu jener Zeit hätten wir ernsthaft eine Neuauflage unseres Buches "Nie wieder im VW-Bus um die Erde" getauft. Nachdem in Nigeria weitere bemerkenswerte Fehlleistungen eines österreichischen Meisters in einer offiziellen VW-Werkstatt hinzukamen, müßten wir jetzt umso mehr zum neuen Buchtitel neigen. Jedoch hat sich andererseits unser Bus so tapfer auf den schlimmsten Pisten geschlagen, daß ein solches Urteil ungerecht und unzutreffend wäre. Man muß differenzieren: Konzeption und Fahrwerk sind hervorragend, der Motor gehört nicht zu den zuverlässigsten, er ist aber relativ preiswert. Der VW-Kundendienst ist nach meinen subjektiven Erkenntnissen so schlecht, daß ich ihn nach 9-jähriger Erfahrung nurmehr mit sehr viel Skepsis in größter Not in Anspruch nehme.

Das zweite Abenteuer fand während der Abreise statt: Ein Polizist entdeckte die acht an der linken Fahrzeugaußenseite befestigten Benzinkanister und Sandbleche und verlangte eine Sondergenehmigung des TÜV. Das war vormittags um 9.30 Uhr, abends um 22 Uhr mußten wir im 800 km entfernten Hafen von Genua auf dem Fährschiff nach Tunis erscheinen. "Wenn Sie die Sondergenehmigung nicht einholen, ziehe ich den Wagen sofort aus dem Verkehr", drohte er. Nach 15 Minuten erregter Diskussion gab der Bürokrat nach. Er war trotzdem überzeugt, daß man selbst in der Sahara nur mit einer Sondergenehmigung des TÜV fahren dürfe.

Nach all diesen Aufregungen gestaltet sich der Rest der Anreise sehr erholsam. Die Alpenkette liegt in strahlender Herbstsonne, die uns über ein spiegelglattes Mittelmeer begleitet und uns bis zur Rückkehr nach Genua nicht mehr verläßt.

Das nördliche Nordafrika betrachten wir als Anreisegebiet, wir fahren zügig und ohne große Unterbrechungen. Im Grenzgebiet Tunesien/ Algerien bei Nefta wirbelt ein sehr starker Wind den Flugsand bis in Augenhöhe, das ist so unangenehm, daß selbst die algerischen Zöllner auf eine Auto-Kontrolle verzichten. In der Oasen-Siedlung Ghardaia legen wir eine erste Besichtigungspause von knapp zwei Tagen ein. Wir lassen uns von der immer noch strenggläubigen Islam-Welt der Mozabiten-Sekte fesseln, strolchen durch die manchmal nur schulterbreiten Gassen oder ruhen uns im Palmenhain aus. Dann fahren wir über El Golea nach Timimimoun und machen dort eine 50 km-Rundreise durch die einzelnen Oasen. Das ist eine reine Pistenfahrt, und am Ende sind wir über das Fahrverhalten unseres wieder mal überladenen Wagens sehr beruhigt. Wir sehen der Wüste gelassener entgegen.

Vierzehn Tage nach der Abfahrt von Tunis erreichen wir Adrar. Hier gibt es zum letzten Mal vor der Tannesrouft-Piste Super-Benzin und gutes Wasser. Wir beschäftigen uns nochmal einen Tag lang mit dem Auto, prüfen alle Funktionen und befestigen unter Motor und Getriebe ein starkes Drahtgitter als Steinschlagschutz.

Ratschläge, Informationen, Tips

Beschreibung, Ausbau-Anleitung, Tricks