Beitragsseiten

 

Wir schauen uns ein bißchen im Grenzstädtchen Arica um, das einen sauberen Eindruck macht. Sigrid kauft die neue Gemüsevorräte wegen der vor uns liegenden langen Fahrt. Wir fahren weiter. Nach allerhöchstens zwei Stunden taucht plötzlich in einem menschenleeren Wüstental ein Schlagbaum auf - Militärkontrolle und Gemüsekontrolle. Junge Soldaten durchwühlen gerade einen Omnibus mit penetranter Pingeligkeit. Sigrid nutzt die eineinhalbstündige Wartezeit und versteckt erneut alles Gemüse.

Ein paar Tage später überrascht uns mitten im Land die dritte Gemüsekontrolle, diesmal aber so unverhofft, daß wir bereits vormittags um 9.30 Uhr Mittagessen kochen müssen. Irgendwo verstehen wir natürlich, daß die Chilenen Gemüse- oder Fruchtkrankheiten nicht quer durchs Land schleppen lassen wollen.

Santiago de Chile ist eine gepflegte Stadt mit vielen Grünanlagen; sie macht einen wesentlich saubereren und auch liebenswürdigeren Eindruck als Lima. Der blutige Allende-Umsturz ist inzwischen aus dem öffentlichen Bild soweit wegretuschiert, daß die Außenmauern des Regierungspalastes keine Spuren mehr zeigen.

Südlich von Santiago fahren wir direkt in den beginnenden Winter. Schon von Ferne sehen wir die schwarze Wolkenwand uns entgegenziehen: Schnee- und Regenschauer hüllen uns ein. Das haben wir den Arabern mit ihrem Ölembargo zu verdanken. Ohne sie wären wir Weihnachten mitsamt Auto in Peru angekommen und hätten problemlos mindestens noch den Lago Argentina - eins der angeblich größten Naturwunder Südamerikas - erreicht. Jetzt ist das fast unmöglich.

Wir hören von den Chilenen, daß Aussicht auf Wetterbesserung erst in Wochen bestünde. Daher biegen wir kurz hinter Temucco nach Osten ab und überqueren in der Nähe von Villarica die Anden. Eine Schotterstraße schlängelt sich durch ein wunderschönes, wildromantisches Tal. Die Paßhöhe ist bei 1200 m erreicht und wir betreten Argentinien in einem großen Naturschutzpark. Aber es regnet auch auf dieser Seite der Anden. Als wir im ersten Ort tanken und beim Bezinpreis von fast 1 DM/Liter halbswegs in Ohnmacht fallen, erzählt der Tankwart, daß am Vortag der Preis um 120 % angehoben wurde. Vor Schreck fahren wir auf dem kürzesten - aber immer noch 2000 km langen - Weg direkt nach Buenos Aires. Bei den ewig schnurgeraden, immer langweiligen Straßen durch die argentinische Pampa beschließe ich endgültig, Handgas ins Auto zu bauen. Anschließend kann ich beide Füße auf die Armaturentafel legen und gemütlich am Steuer dösen. Was bei deutschen Verkehrsverhältnissen ganz undenkbar wäre.

In Buenos Aires fühlen wir uns wohl. Die Stadt ist eine freche Mischung aus Rom, Paris, Wien und Berlin. Es gibt unzählige Kaffeehäuser und vor allem auch Menschen, die nichts anderes lieber mögen als Kaffeehäuser. Die Argentinier - im übrigen eine eigene Mischung aus Italienern, Spaniern und Mitteleuropäern - leben erst abends richtig auf. Ab 21 Uhr erreicht die Jagd nach freien Restaurant- und Kaffeehausstühlen ihren Höhepunkt. In der Gegend der geschmackvollen Florida, der Haupteinkaufsstraße, herrscht dann größeres Gedränge als am Tag.

Der Rotary-Club in einem hübschen Vorort, dem Tigre-Delta, lädt uns zum Abendessen ein. Wir kommen schon nachmittags, parken das Auto im Schatten des hauseigenen Parks und machen eine Bootsrundfahrt. Gegen 19 Uhr klopft der Hausmeister und Koch ans Auto, druckst eine Weile herum und meint dann, wir könnten nicht in Jeans zum Essen erscheinen. Wir beruhigen ihn. Zehn Minuten später klopft er erneut. Wir müßten uns doch sicher waschen, ob wir nicht in sein Bad kommen wollten. Wieder beruhigen wir ihn und führen unser fließendes Wasser vor. Als wir dann frisch gewaschen und gesellschaftsfähig herausgeputzt zum Abendessen erscheinen, vom Präsidenten auf den Ehrenplatz gesetzt werden, da ist dem Hausmeister sein Fragen so unangenehm, daß er uns zum Abschied eine Flasche Sekt überreicht.

Ratschläge, Informationen, Tips

Beschreibung, Ausbau-Anleitung, Tricks