6. Praktische Vorbereitungen

Die Reiseapotheke, deren Grundausstattung mindestens ein Autoverbandkasten ist, soll mit Mitteln gegen chronische Erkrankungen, an denen Sie leiden, gut gefüllt sein. Legen Sie darüberhinaus Wert auf den Magen-Darm-Trakt, Schmerzmittel, fiebersenkende Mittel, Herz- und Kreislaufpräparate, Hals- und Rachen-Medikamente, Antibiotika, Vitamine und Desinfektionsmittel. Und, für alle Fälle, die Anti- Baby-Pille.

Um wenigstens Ansteckungen durch schlecht oder gar nicht sterilisierte Injektionsnadeln zu entgehen, sollten Sie unbedingt einige Einwegspritzen und steril verpackte Injektionsnadeln mitnehmen und auch auf deren Anwendung bestehen.

Gegen Schlangen gibt es keine Universalmittel, abgesehen von der eigenen Vorsicht (siehe auch Kap. 7.8). Schlangenseren können nur gegen die Schlangenart helfen, von der man gebissen wurde (daher versuchen Sie im Falle eines Falles das Biest zu erwischen, totzuschlagen und mit zum Arzt zu nehmen). Die Seren müssen kühl gelagert werden, sie halten nur beschränkte Zeit. Es gibt sog. Schlangenbestecke, mit denen man die Bißwunde aussaugen kann.

Überall gilt, daß die eigene Vorsicht die beste Gesundheitsvorsorge ist: trinken Sie in Drittweltländern niemals Wasser aus der Leitung, putzen Sie sich lieber die Zähne mit Bier oder Coca-Cola, essen Sie keine Salate, ungeschältes Obst etc. - wir haben diese Regeln schon mehrere Male wiederholt und wir wissen, daß viele Leute ohne diese Regel um die ganze Welt kommen und niemals krank werden. Jeder muß den Grad seiner körpereignen Abwehrkräfte letztendlich selbst beurteilen.

Die Hinweise auf die Apotheke sind bewußt sehr pauschal gehalten, weil dieses Kapitel viel zu wichtig ist, als es mit Laien- Erfahrungen detailliert auszuweiten. Sprechen Sie vor der Abreise auf jeden Fall mit Ihrem Arzt, der Ihnen auf Ihre Person bezogene Ratschläge geben wird.

Nützlich für die Reise ist aber auch ein gutes medizinisches Handbuch, das von Ärzten mit Erfahrungen auf diesem Gebiet geschrieben sein sollte. Als gute Beispiele derartiger Bücher seien aufgezählt: das in der Reise Know How Reihe erschienene Buch "Wo es keinen Arzt gibt","Dünnpfiff, Gips und Reisefieber" von Dr. Rainer Lössl,"Gesund reisen - Ärztlicher Ratgeber für Tropen- und Fernreisen" von Dr. Hans Ritter. Die Autoren nehmen auch ausführlich zu den medizinischen Vorbereitungen einer Reise und zum Thema Reise-Apotheke Stellung.

Außerdem sind im Thieme-Verlag und beim ADAC Ratgeber für Reisen ins Ausland erschienen. Sehr nützlich kann der mehrsprachige "PATIENTEN-PASS" (erhältlich in Apotheken) sein.

Immer wieder zeigt sich, daß man zu viele Dinge einpackt, die letzlich nur Belastung und daher überflüssig sind. Jeans sind sowohl für Männer als auch Frauen die ideale Kleidung. Hat man außerdem noch genügend Baumwoll-T-shirts, als weiblicher Globetrotter zwei strapazierfähige Röcke (auch hier eignet sich Jeansmaterial), dann ist die Garderobenfrage grundsätzlich gelöst.

In orthodoxen muselmanischen Ländern sind Frauen von Kopf bis Fuß verhüllt. Leichtbekleidete Europäerinnen verletzen einmal die Gefühle der einheimischen Frauen, zum anderen signalisieren sie den Männern vermeintliche Freizügigkeit und rufen Annäherungsversuche bis zur Aggressivität hervor. Daher sollten Besucherinnen nicht hauteng gehen, sondern sich in weiten Blusen oder Kleidern mit verdeckten Armen und Beinen verstecken.

Männer in Shorts rufen bei vielen Völkern Verwunderung oder andere Gefühle hervor; zumal sich Völker, die in der Sonne leben, lieber vor ihr schützen, als die bloße Haut braten zu lassen. Trotzdem sollte man Shorts für einsamere Gegenden einpacken. Vergessen Sie nicht, Sonnenhüte und Badesachen griffbereit zu verstauen.

Für Himalaya- oder Andenländer packen Sie am besten eine pelzgefütterte Jacke oder einen Mantel, einige nicht zu dicke Pullover und eine Kopfbedeckung ein. Sie glauben nicht, wie kalt es werden kann (drum wickeln Sie hier schon eine hochprozentige Flasche in Ihre wärmsten Sachen). Ein Trainingsanzug oder Ski- Unterwäsche können auch nützlich sein. - Natürlich packt man entsprechende Mengen bunte Baumwollunterwäsche, Strümpfe und Socken ein. Machen Sie Leuten, die Sie einladen, eine freundliche Geste und ziehen Sie sich ein bißchen besser an: daher eine pflegeleichte Kombination und eine hübsche Bluse mit Rock mitnehmen, nicht zu vergessen die passenden Schuhe.

Im Regen schützen am besten geräumige Capes, unter denen alle Dinge, die man so mitschleppt, trocken bleiben. Als Kopfschutz empfiehlt sich ein breitkrempiger "Südwester". Wollen Sie allerdings auch im Regen fotografieren, dann natürlich der Technik zuliebe unterm Regenschirm. Suchen Sie sorgfältig nach Schuhen, die auch in der Hitze nicht drücken oder scheuern. Vor Fußpilzen und ähnlichen Infektionen kann man sich schützen, wenn man beim Duschen wenigstens Gummilatschen trägt (auch sonst sollte man der möglichen Infektionen wegen nicht barfuß gehen).

Packen Sie unbedingt Rucksäcke ein, selbst wenn Sie hier noch keine Rucksacktouren planen - Sie werden früher oder später einen kleinen Trip dranhängen. Für diese Fälle sind Moskitonetze zu empfehlen, die wie ein Zelt über das Hotelbett gespannt werden. Auch wird man in billigen Hotels der Bettwäsche nicht immer vertrauen; zwei in Schlafsackart zusammengenähte Bettlaken oder Baumwolltücher schützen und passen in jeden Rucksack. - Denken Sie an Ersatz-Sonnenbrillen, für Brillenträger an die Ersatzbrille.

Sie können unmöglich alle Lebensmittelvorräte für die ganze Reise mitnehmen. Daher empfehlen wir hier einige wichtige Grundnahrungsmittel, die es unterwegs nicht oder selten gibt: kleine Dosen Speiseöl, Essig, Fleisch- und Fischkonserven (vor allem bei längerem Indienaufenthalt), Trockenmilch, Trockensuppen, Kartoffeltrockenprodukte, Mehl, Zucker, Reis, Gries, Haferflocken, Trockenhefe, Puddingpulver, Kekse, Milchmädchen (= Kondensmilch in der Tube, gesüßt), Honig, Marmelade, Ovomaltine, Parmesankäse, Kaffee, Kakaopulver, Nüsse, Müsli, Teigwaren, getrocknete Kräuter (Petersilie, etc.), Becel-Creme (statt Butter in heißen Gegenden), Trockenpulver für Quark.

Diese Empfehlungen sind auf unseren Geschmack bezogen, Sie werden vielleicht auf ganz andere Dinge Appetit haben. Aber gehen Sie davon aus, daß Sie sich hauptsächlich vom Markt des Gastlandes ernähren. Wenn wir paradoxerweise Reis für Indien empfehlen, so einmal als eiserne Ration, zum anderen weil guter Reis dort exportiert wird und der auf den Märkten gekaufte häufig davonläuft: Sie haben dann mehr Kleinlebewesen als Reiskörner erworben.

In Afrika, zumindest im Norden und Westen des Kontinents, bieten die einheimischen Märkte sehr wenig, und noch weniger für unseren Geschmack. Wir deckten uns daher mit "Bundeswehr- Einsatzverpflegung" ein, die haltbar und gut verpackt ist. PEMA-Brot schmeckte uns wesentlich besser als Dosenbrot, außerdem enthält es keine Konservierungsstoffe, und es ist günstiger verpackt.

Neben Lebensmittelvorräten sollten Sie auch an folgendes denken: Zahnpasta, Haarwaschmittel, Spülmittel, Waschmittel in der Tube (z.B. Rei oder Saptil), Klopapier als Allzweckpapier, kosmetische Artikel, Cremes und Sonnenschutzöle.

Eigene Waffen bringen wesentlich mehr Ärger als Nutzen. Bei Überfällen dürfte der Räuber stets das Überraschungsmoment auf seiner Seite haben; bis Sie Ihre Pistole ausgepackt haben, ist das Auto längst ausgeleert. Wird bei Grenzübertritten eine nicht deklarierte Waffe bei Ihnen gefunden, so kommen Sie sicher in Schwierigkeiten. Außerdem besteht die ernsthafte Gefahr, daß Sie sich bei einem Raubversuch mit der Waffe zur Wehr setzen, der Räuber aber fühlt sich herausgefordert und holt Verstärkung. Einen gewissen Eigenschutz können Sie sich durch Signalmunition zulegen, die mit einem kugelschreiberähnlichen Instrument abgeschossen wird.

Auch Tränengaspistolen oder Platzpatronen-Pistolen können tödliche Effekte auslösen; der Räuber nimmt an, Sie hätten eine echte Knarre und schießt los. Unverfänglich dagegen sind Tränengassprühdosen. Mit Gummiknüppeln oder ähnlichen Schlaginstrumenten (z.B. ein Stück Gummi-Elektrokabel) können weniger hart entschlossene Einbrecher in die Flucht geschlagen werden.

Grundsätzlich meinen wir jedoch, daß man bei einem Raubüberfall höflich zur Seite treten und die Herrschaften bei der Arbeit nicht hindern sollte - solange einem das eigene Leben lieb ist.

Filme kaufen Sie am besten gleich neben der Herstellerfabrik, also in Europa, USA, Panama, Australien, Singapore, Hongkong, Japan. Beim Einkauf auf längstmögliche Laufzeit der Filme achten und diese trocken, möglichst staubfrei und kühl lagern (eine Kühltasche oder -box, in die man Silikagel als Trockenmittel legt, eignet sich sehr gut). - Wir arbeiteten mit Kodak-Filmen, waren aber in den Fällen, in denen wir auf Agfa angewiesen waren, durchaus mit dem Ergebnis zufrieden.

Das einwandfreie Entwickeln funktioniert am besten in den obengenannten Ländern. Die Filme per Post zu schicken ist riskant, wir trafen fast immer im rechten Moment deutsche Flugtouristen, denen wir ein Päckchen (möglichst frankiert, daher deutsche Briefmarken mitnehmen) mitgeben konnten.

Für einen bestimmten Kameratyp müssen Sie sich selbst anhand Ihrer eignen Interessen entscheiden (wenn wir eine Hasselblad-Ausrüstung herumschleppten, so deshalb, weil Sigrid als Profi-Fotografin ohnehin mit dieser Kamera arbeitete). Wie auch immer Ihre Kameraauswahl ausfällt, Sie sollten mindestens ein Tele-Objektiv besitzen. Auch Weitwinkel-Objektive sind besonders bei Gebäudeaufnahmen sehr nützlich.

Sie werden des öfteren mehr Licht als vorhanden brauchen, daher auf jeden Fall ein Blitzgerät mitnehmen. Es sollte aus Batterien gespeist werden, die man überall nachkaufen kann (Steckdosen zum Laden dürften selten an der Wegstrecke liegen). Mit einer Polaroid-Kamera können Sie Staunen erregen, billige, aber gern gesehene Gastgeschenke machen oder Zöllnern zu guter Laune verhelfen. Nehmen Sie Ersatzbatterien für Kameras, Belichtungsmesser etc. mit. In vielen Fällen ist ein Stativ und ein Fernauslöser hilfreich. Denken Sie auch an Reinigungspinsel für Ihre Kamera.

Machen Sie sich unterwegs Notizen über die Motive, die Sie ablichten. Sie bringen unter Umständen tausende von Fotos nach Hause, und wie schnell kann es passieren, daß Sie eine Moschee dem Nachbarland zuordnen - auf den Fehler aber erst bei Ihrem öffentlichen Dia-Vortrag aufmerksam gemacht werden.

Das für Kameras Gesagte gilt sinngemäß für's Filmen. Sie sollten sich entscheiden, ob Sie filmen oder fotografieren. Ein Kompromiß aus beidem kann ganz furchtbar ins Auge gehen (buchstäblich): Wenn Sie alle statischen Motive fotografieren und alle lebendigen filmen, dann werden Sie hinterher weder mit den Fotos noch mit den Filmen ihre Reise wirklich reproduzieren können. Die einzig brauchbare Lösung ist, daß einer alles fotografiert und der andere alles filmt.

Der Rat klingt überflüssig: Üben Sie das Fotografieren oder Filmen mit Ihren neuen Geräten vor der Abreise, unterwegs werden Sie sich kaum kontrollieren können. Wir haben mehrere Leute getroffen, die noch nie ein mit ihrer neuen Kamera gemachtes Foto gesehen hatten - und später bitter enttäuscht waren, weil alles über- oder unterbelichtet war.

Beim Fotografieren unterwegs sollten Sie die Empfindungen der Leute respektieren und nur dann die Kamera zücken, wenn Sie sicher sind, daß Ihre Umgebung mit Ihrem Fotografieren einverstanden ist. Dies gilt besonders dann, wenn Sie Gefahr laufen, religiöse Gefühle durch Fotos verletzen zu können. Allerdings drängt sich die Mehrzahl der Mitmenschen förmlich ins Bild. Hüten sollten Sie sich aber vor allen militärischen Anlagen, dazu können schon lächerliche Brücken gehören.

Bevor Sie endgültig und vielleicht für Jahre davonfahren, sollten Sie zweierlei nicht vergessen. Es könnten "amtliche" Fragen an Sie während Ihrer Abwesenheit gestellt werden - selbst wenn es nur im Zusammenhang mit Ihrem Wagen ist -, die nur jemand beantworten darf, den Sie zuvor schriftlich bevollmächtigt haben. Bitten Sie einen Menschen Ihres Vertrauens um derlei Gefallen und stellen Sie ihm eine Vollmacht aus.

Zweckmäßig wäre, wenn Sie demselben Menschen auch eine Bankvollmacht geben könnten, damit er Ihnen Geld ins Ausland schicken oder sonstige finanzielle Dinge regeln kann. Und drittens wäre es gut, wenn Sie sich bei diesem Vertrauten als Briefkasten- Untermieter behördlich anmelden könnten (wenn Sie nicht gemeldet sind, ist nach der Reise eine Strafgebühr fällig), dann käme außerdem dort auch Ihre Post an. Dann müssen Sie ihm noch eine Postvollmacht geben (deren Ausstellung hier umsonst ist, im Ausland aber gegen DM 20,- bei der Botschaft bestätigt werden muß).

Bisher haben wir kaum jemanden getroffen, der in aller Gemütsruhe von zu Hause aufgebrochen wäre. Uns selbst passierte es immer wieder, daß wir in den letzten Tagen vor der Abreise außer Atem gerieten und dann gehetzt ins Auto sprangen. Das muß nicht sein, wenn man sich vorher ganz genau überlegt, was alles zu tun ist. Wir haben versucht, alle notwendigen Jobs der letzten Wochen vor der Abreise in der Checkliste auf der folgenden Seite zusammenzutragen; das kann hier nur pauschal sein, überlegen Sie gründlich, ob in Ihrem Fall noch mehr zu tun ist.