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Wieder einmal bringen uns Gerüchte in Konflikte. Plötzlich geistert der 17. November als Kriegsbeginn zwischen Indien und Pakistan durch aller Mund. Wir beeilen uns. Am 16. November überqueren wir den berühmt-berüchtigten Khyber-Paß, der nur 1200 m hoch ist, dessen steile Felswände jedoch mit Erinnerungstafeln übersät sind für eng-lische Regimenter, die hier verbluteten. Auf der anderen Seite er-wartet uns das Indusbecken.

Soviel Grün auf einmal tut weh, wenn man so lange nur Stein und Wüste sah. Es verändert auch die Stimmung. Die Herausforderung der Wüstenlandschaft wechselt über in eine Art Unbesorgtheit: hier fällt einem die reife Banane in den Mund, dort mußte man kämpfen darum. Wir fahren zügig durch Pakistan und gehen am 17. November über die Grenze nach Indien.

Die Zöllnerin auf der indischen Seite ist uns seit langem bekannt. Um ein paar hundert Filme und 7000 Rupies ins Land zu bringen, laden wir die Dame zu einer Tasse Tee ins Auto. Auf dem Tisch liegt unser Geldbeutel mit 300 indischen Rupies. Sofort schaut sie hinein, erzählt uns, die Einfuhrvon indischen Rupies sei verboten - und läßt 100 Rupies in ihrem BH verschwinden.

Unkontrolliert betreten wir das Land. Fünf Minuten später halten wir. Hohe Platanen werfen Schatten über die Straße, ein Teppich von Lotosblumen liegt auf einem Teich, Vögel zwitschern in den Bäumen, Blumenduft zieht betörend von der Wiese her; wir umarmen uns vor Glück. Das ist der erfüllte Traum: Wir stehen wirklich und wahrhaftig auf indischer Erde.

Damals lag der Grenzübergang noch bei Ferozipur. Wir wollen Amritsar besuchen und müssen unterwegs endlose Armeekolonnen kreuzen - die Kriegsgerüchte scheinen nicht aus der Luft gegriffen. In Amritsar fragen wir nach einem Platz zum Übernachten. Ein Polizeioffizier bietet uns an, im Goldenen Tempel zu parken.

Da stehen wir nun mit unserem Auto im Vorhof des Goldenen Tempels. Der Duft von Jasminsträuchern erfüllt den Wagen, vom Tempel her hören wir das Harmoniumspiel und die liturgischen Gesänge der Sikh- Priester. Später in der Nacht gehen wir hinüber. Der Tempel ist eine Insel in einem großen Wasserbecken, eine zierliche Brücke verbindet ihn mit dem Land. Die vergoldeten Außenwände schimmern matt im Mondschein, das zarte etwas unwahre Bild spiegelt sich im Wasser. Wir sitzen auf immer noch sonnenwarmen Marmorfliesen am Beckenrand, Traum und Wirklichkeit verweben sich miteinander.

Wir treffen andere Deutsche, die uns von einem Heiligen erzählen, dessen Lehre viele Leute aus der ganzen Welt anziehe. Gemeinsam besuchen wir Dera Baba Jamail Singh, den Ort seines Wirkens. Ein Diener führt uns ins Gästehaus, das zwischen Blumenrabatten in einem schattigen Park liegt. Etwa 30 Gäste aus Europa, Südafrika und USA versammeln sich zum Abendessen. Wir erfahren, daß der "Master" juristisch gesehen der Vorstand der Sekte ist. Praktisch jedoch gibt es keinen Zweifel, daß er den christlichen Gott beider Konfessionen, den jüdischen Gott, Allah, Brahma und sogar Buddha hier auf Erden stellvertritt.

Nach dem Essen werden wir zur Privataudienz beim Master geladen: ein Sikh von der Tracht her, etwa 40 irdische Jahre alt, wohlgenährt und gutaussehend, vollendete Manieren. Bei unseren Fragen nach dem Inhalt seiner Verkündung verweist er uns auf die Bibliothek des Hauses. Er interessiert sich hauptsächlich für Sigrids Schmuck aus Afghanistan. Zum Schluß lädt er uns zu weiterem Aufenthalt ein und bietet uns die Initiation an.

Nach einer gemeinsamen Gebetsstunde aller Gäste klärt uns ein holländischer Pilot, der zum europäischen Stellvertreter des Stellvertreters erkoren ist, auf, daß uns der Master aus München hierher gerufen habe. Die Initiation bedeute, daß man in den Kreis der Ausgewählten aufgenommen und vom Rad der Wiedergeburten befreit werde. Wie auch von der Last des irdischen Besitzes, der möglichst bargeldlos auf des Masters Konto überzugehen habe. Wir nehmen die Einladung gern für drei Tage an, gehen aber der Initiation aus dem Weg.

Der Abschied fällt etwas kühl aus, als wir zur Weiterreise nach Dehli aufbrechen.

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