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Zum erstenmal fahren wir mitten im Sommer aus Deutschland ab. Die Balkan-Länder schwelgen noch in Grün, doch je weiter wir nach Süd- Osten gelangen, umso unerbittlicher brennt die Sonne. In den Wüstenstrichen des Iran herrschen Temperaturen von über 40 Grad, der Fahrtwind, der eigentlich kühlen sollte, bläst wie die Luft aus einem heißen Haartrockner ins Auto. Irgendwo in der schattenlosen Wüste länger anzuhalten, kommt einem Grillerlebnis gleich - allerdings meint man selbst auf dem Rost zu sitzen. Jetzt macht sich der zusätzliche Ölkühler bezahlt, den ich noch in den letzten Tagen vor der Abreise ins Auto baute: während wir früher bei derartigen Wärmegraden immer wieder anhalten und Kühlpausen für den Motor einlegen mußten, bleiben wir nun unterhalb der kritischen Temperaturen.

Wir fahren zügig. Bald schon treffen wir in Afghanistan ein. In Herat bummeln wir durch den Bazar, besuchen die Moschee und feilschen mit den Händlern. Wir sind überglücklich, wieder zurück zu sein in diesem Land. Auch die Hauptstadt Kabul hat sich kaum verändert. Wir erforschen die paar Neuigkeiten und genießen die alten uns so lebendigen Plätze. Wir machen schnell einen Abstecher in das kleine Dörfchen Istalif, um dort für unseren Haushalt in Pakistan Keramik-Eßgeschirr zu erwerben: eine komplette Ausstattung für 8 Personen können wir zu DM 30,- erhandeln.

Aber zu bald müssen wir Afghanistan verlassen. An der Grenzstation am Khyber-Paß heißt uns der pakistanische Beamte als "residents" in seinem Land willkommen, unser Reise-Status ist damit offiziell mal wieder beendet, ein seßhaftes Leben als "Gastarbeiter" wird beginnen. Vom Khyber-Paß sind wir noch knappe 5 Stunden bis nach Haripur unterwegs. Je näher wir unserer neuen Heimat kommen, umso gespannter sind wir, nehmen jedes Detail der Umgebung kritisch wahr: wird unser künftiges Haus, unser Garten so oder so aussehen?

An einem späten Samstagnachmittag halten wir vor einem Schlagbaum, hinter dem sich die T & T Colony verbirgt. T & T steht fürTelefon- und Telegrafenverwaltung von Pakistan; eine Colony wurde dort in den fünfziger Jahren gegründet, um Angestellte und Arbeiter einer von Siemens errichteten Telefonfabrik anzusiedeln. Gleichzeitig wurde innerhalb der Colony das Telecommunication Staff College als Ausbildungsstelle für die Ingenieure und Techniker der T & T gebaut.

Auf der Suche nach dem College fällt uns auf, daß diese Colony für pakistanische Verhältnisse sehr gepflegt ist. Baumreihen säumen die sauberen Straßen, hinter hohen Hecken verbergen sich die Einheits- Ziegelhäuser der Bewohner. Schließlich finden wir meinen künftigen Chef, einen von der Bundespost freigestellten Beamten, der als Project Manager für die Aktivitäten der Fernmelde-Union hier verantwortlich ist. Er zeigt uns voller Stolz seine Dienstvilla, deren Bau er in zäher Kleinarbeit der T & T abringen konnte. Dieses Haus ist mit Abstand das größte und beste in der Colony und es dürfte, wie uns später klar wird, das beständigste Denkmal des Entwicklungshilfe-Projektes werden.

Der Project Manager steht einem Experten-Team vor, das aus einem Engländer, einem Kanadier und - nach unserer Ankunft - aus drei Deutschen besteht. Wir alle üben nur beratende Funktionen aus. Wir sollen in unserem jeweiligen Fachgebiet zusammen mit pakistanischen Kollegen - den Counterparts -Kurse für die verschiedensten Studentengruppen erarbeiten, diese Kurse halten und die Counterparts soweit ausbilden, daß sie nach Beendigung unseres Auftrags selbständig weiterarbeiten können. Die offizielle Unterrichtssprache am College ist Englisch.

Wir besichtigen unser künftiges Haus. Es wurde bereits vor zwei Jahren gebaut, aber seither wohnten nur Bauarbeiter zusammen mit ihren Familien und ihrem Viehzeug dort. Gerade machen sich Anstreicherkommandos darüber her, den Dreck der Vorbewohner zu übertünchen. Ein paar Tage später können wir, nach heftigen Beschwörungen der Handwerker, einige Räume provisorisch beziehen. Wir räumen kurzerhand die gesamte Wohneinrichtung aus unserem VW- Bus ins Haus um. Es gibt in Pakistan keine "Möbel-Märkte", jedes einzelne Möbelstück muß wie in der guten alten Zeit vom Schreiner nach Bestellung und Maßangabe gefertigt werden. So dauert es viele Wochen, bis unser Haus endgültig eingerichtet ist.

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