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Der Indiomarkt hält tatsächlich alle Versprechungen. Handgeknüpfte Teppiche, Ponchos, bunte Borten und Keramiken. Die Stände brechen fast zusammen. Auch die Preise liegen trotz der hin und wieder auftauchenden Touristen im günstigen Bereich. Am nächsten Morgen gehen wir zum Bahnhof, setzen uns in den Zug und warten auf die Abfahrt. Nach einer Stunde spricht sich herum, daß ein Erdrutsch letzte Nacht die Gleise verschüttet habe. Vielleicht können wir am nächsten Tag fahren.

Erwartungsvoll wandern wir einen Tag später erneut zum Bahnhof. Doch diesmal dampft und raucht immerhin eine Lokomotive. Wir suchen uns einen Platz, bald rumpeltder Zug los. Kaum haben wir die Stadt verlassen, bricht eine alte Dame in helle Aufregung aus: ihre Handtasche mit allem Geld und allen Dokumenten ist gestohlen. Bald läßt sich das Geschehen rekonstruieren. Zwei junge Burschen nutzten den Moment der Abfahrt, griffen blitzschnell die Handtasche und verschwanden aus dem Zug. Ein Amerikaner zeigt uns den Schnitt im Rücken seines Anoraks. Als er gestern morgen vor dem Fahrkartenschalter wartete, schnitt ein Dieb eine Öffnung in Anorak, Hemd und Unterhemd, zerschnitt den Tragriemen seines umgehängten Brust-Geldbeutels und zog ihn heraus, ohne daß es der Besitzer gleich bemerkt hatte.

Ein deutscher Lehrer, der in Kolumbien lebt, erzählt, daß er eines Tages von einem Lastwagen ziemlich langsam überholt wurde. Beim nächsten Halt schaut er seinen Dachgepäckträger an, jedoch der ist völlig leer. Während des Überholens hatten die Diebe kurzerhand vom Dach seines Autos in das ihre umgeladen. Ein Schweizer zeigt die Narbe am Unterarm, die ihm als einziges bei einem Überfall in Acapulco blieb: die Räuber schnitten das Armband seiner Uhr ein bißchen zu fest durch. Wir können nur die Geschichte Berthas in die allgemeine Aufregung des Abteils flechten: bei einem Sonntagsnachmittagsspaziergang mit ihren beiden Freundinnen in Lima springen drei Männer plötzlich von Motorrädern, entreißen den Damen Handtaschen und Schmuck. Eine der Freundinnen trägt Ohrringe, die sich in der Eile nicht öffnen lassen. Der Räuber wählt die schnellste Lösung, er schneidet die Ohrläppchen mitsamt der Ringe ab. Wir kaufen uns in Lima, bevor wir uns auf den Heimweg durch finstere Gassen machen, eine Fahrradkette als Waffe und schnallen die Kameratasche mit einem zweiten Riemen am Gürtel fest.

Bis zur Ankunft unseres Autos vergehen vier Wochen. Um die Zollabfertigung im Hafen zu erledigen, muß ich in elf verschiedenen Büros Unterschriften unter einem Berg von Papieren sammeln. Normalerweise brauchen die Agenten zwei Tage für die Prozedur. Weil ich Zeit habe, trainiere ich das Wettrennen vor der Ankunft und kann den zermürbenden Papierkrieg in einem halben Tag erledigen.

Wir sind glücklich, daß unser Auto gut gelandet ist, und wir endlich wieder in unseren eigenen vier Wänden wohnen und auf dem eigenen Herd kochen können. Nach ein paar Tagen verlassen wir Lima und fahren gen Süden. Bis kurz vor Santiago de Chile zieht sich der Wüstenstreifen, der zwischen Küste und Anden-Region liegt und von zahlreichen Oasen unterbrochen wird. Über 3000 km Fahrt durch Wüstenlandschaften. Ein Erlebnis, das uns immer wieder in seinen Bann zieht.

An der chilenischen Grenze beginnt der Ärger mit dem Militär - und dem Gemüse. Die Einfuhr von Obst und Gemüse ist verboten. Wir haben aber gerade das Auto vollgeladen mit Feldfrüchten. Der Grenzbeamte herrscht uns an, daß das Gemüse zu vernichten sei. Sigrid erwidert, daß sie es stattdessen vor seinen Augen für’s Mittagessen kocht. Der Mann nickt unwirsch und weicht nicht vom Kochtopf. Plötzlich verschwindet er unmotiviert. Sigrid nutzt den Augenblick, um alles was sie nicht kochen kann, in den Schlafsäcken und sonstwo zu verstecken (nach 14 Tagen findet sie einen verfaulten Apfel tief im Kleiderschrank). Anschließend lassen wir uns zum Essen nieder, mit vollem Bauch und rohem Gemüse im Schlafsack reisen wir ein.

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