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In Mahaballipuram bei Madras bewundern wir das größte Basrelief der Welt: eine Felswand ist über und über mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie geschmückt. Madras selbst gehört zu den weniger schmutzigen indischen Städten. Es besitzt den größten Hafen Südindiens. Ich lasse in einer Werkstatt, an der ein selbstgemaltes VW-Schild hängt, einen der üblichen Kundendienste machen. Die Mechaniker dort verwirklichen ihre eignen Vorstellungen von Motor- Einstellungen, vor allem erledigen sie alles nur nach Gefühl. Nachdem fünf Leute einen halben Tag lang ständig irgendwo am Auto herumgefummelt haben, zahle ich 10 DM - und fahre nur bis zum allernächsten Platz, um alle Arbeiten zu überprüfen. Dabei stelle ich fest, daß die Herren nahezu alles falsch eingestellt hatten, was sich überhaupt verstellen ließ.

Wir fahren weiter in das Gebiet um Bhubanesvar, Konarak und Puri. In Konarak steht eine schöne, alte Tempelruine mit erotischen, in Stein gehauenen Darstellungen. Als englische Forscher zum ersten Mal diese Anlage sahen, verschwiegen sie wegen der "anstößigen" Bilder schamvoll ihre Entdeckung.

In Puri fahren wir durch winklige Gassen zum großen Tempel der Stadt. Plötzlich sehen wir ein alptraumhaftes Bild. Vor uns, auf den letzten hundert Metern zum Tempel, sitzen leprakranke Bettler, einer neben dem anderen. Hundert oder mehr Armstümpfe recken sich bettelnd auf; hilflose, entstellte Gesichter flehen um eine Gabe.

Durch ein Gebiet, in dem erst kürzlich ein Wirbelsturm hauste, führt unser Weg nach Calcutta. Calcutta, eine Stadt, in der alle Extreme aufeinanderprallen. Menschen werden gezeugt, geboren, leben und sterben auf dem Bürgersteig oder im Rinnstein. Die etwas Bessergestellten besitzen hundehüttengroße Verschläge aus Brettern und Pappe, mit Schlamm verputzt. Bei Regen fließt der Putz davon. Die Ärmeren kauern sich nachts in einen Hauseingang oder liegen irgendwo am Straßenrand. Sterben sie, so merkt es die Umgebung erst, wenn sich Tiere mit der Leiche beschäftigen oder Kinder darauf spielen. Dagegen liegen mitten in der Stadt feudale Rennclubs der Reichen, Golfplätze und Parks. Und doch treffen wir in dieser Stadt die freundlichsten und herzlichsten Inder. Wir sind so fasziniert von Calcutta, daß wir zwei Wochen dort bleiben.

Die Straße nach Nepal führt lange durch die Gangesebene. Dann, plötzlich und unvermittelt, taucht die Wand der Himalaya-Riesen aus dem Dunst. Das Vorgebirge steigt gleich bis auf 3000 m steil auf. Die Straße windet sich mühsam bis zur Paßhöhe, wir biegen um die letzte Kurve - und vor uns breitet sich ein Panorama von schneebedeckten Giganten aus, dessen Pracht uns schweigend staunen läßt. Zum Greifen nahe liegen die höchsten Berge der Erde vor uns. Ganz im Osten der Mount Everest, ihm folgt ein schneeweißer Gipfel nach dem anderen bis zum 8500 m hohen Anapurna-Massiv im Westen. Einsam und erstarrt zeichnen sich diese Felsmassive vor dem stahlblauen Himmelhintergrund ab; ein Bild, das sich unauslöschlich einprägt.

Kathmandu, die Hauptstadt Nepals, ist eine sympathische und sehr quirlige Stadt. Das Zentrum scheint nur aus Hindu-Tempeln, die mit schönen Holzschnitzereien verziert sind, zu bestehen. Am Stadtrand liegen die buddhistischen Stupas, auf deren Turm in jeder Himmelsrichtung ein Augenpaar gemalt ist, das den Betrachter streng und herrisch fixiert. Wir sehen auch eine leibhaftige Göttin, ein kleines Mädchen, das mit den ersten Zeichen der Pupertät gegen ein jüngeres ersetzt wird. Die Stadt wimmelt von Hippies, die dort der preiswerten Rauschgifte wegen leben.

In der Nähe von Kathmandu liegt ein Opfertempel der schwarzen Göttin Kali. Unter großer Anteilnahme westlicher Touristen finden dort zweimal wöchentlich Opferungen statt. Ein hurtiger Priester trennt den Opfertieren - vor nicht allzu langer Zeit waren es Menschen, bevorzugt Kolonialbeamte - mit einem einzigen Schnitt den Kopf ab. Ich beobachte, wie ein kopfloses Huhn auf dem Boden entlangflattert und aus Versehen einer indischen Dame unter den Sari schlüpft. Die gute Frau steht zu Stein erstarrt, während die Hühnerleiche unter ihrem Sari zuckt und ruckt. Am Ende schreitet sie wortlos davon. Wir verlassen Nepal über Pokhara. Unser nächstes Ziel heißt Benares, die heiligste Stadt der Hindus. Genauer gesagt ist dort der Ganges, noch genauer nur das linke Ufer ein kurzes Stück ganz besonders heilig. Dagegen gilt das rechte Ufer als unheilbringend, dort ist nicht eine einzige Hütte zu entdecken.

Der Hinduglauben verkündet, daß jeder, der in Benares stirbt, von der Kette der Wiedergeburten befreit wird. Reiche und Bettler suchen die Stadt zum Sterben auf. Hauptsächlich an zwei Stellen direkt am Fluß brennen die Scheiterhaufen. Für die Armen reicht meist das Holz nicht. Wir sehen, wie halbverkohlte Leichenteile in den Ganges geworfen werden, nach denen noch schnell die Krähen schnappen. Ein Hund schleppt offenbar einen Oberschenkelknochen davon.

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