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Stattdessen fahren wir nach Togo. Bereits im Norden des Landes ändert sich die Vegetation. Jeden grünen Fleck nehmen wir nach der langen Reise durch Sand und graues Buschwerk besonders deutlich wahr. Eine Enttäuschung wird ein Abstecher ins Tal der Tamberma bei Kante. Diese Leute bauen ihre Rundhütten aus Stein und zweistöckig, eine Seltenheit in Westafrika. Die "Burgen" sehen recht malerisch aus und erfreuen die Augen so mancher in Bussen herbeigekarrter Touristen. Daher "kostet" ein Foto bei den Tamberma bis zu 5 DM. Da uns das zu teuer erscheint, fliegen Steine, von denen einer eine tiefe Beule in der Schiebetür hinterläßt...

Im Winter, oder genauer zur Zeit des Jahreswechsels liegt über dem Süden Westafrikas der Harmattan, ein Sand-Nebel aus der Sahara. Der Himmel ist fast immer grau, die Sicht beträgt häufig nur wenige Kilometer. Wir haben auch wenig Freude, als wir auf den höchsten Berg Togos, den Mont Agou, fahren wollen: der Harmattan nimmt uns die Sicht auf die umliegenden Kakao- und Kaffeeplantagen und auf die Reste von tropischem Regenwald. Dafür überfällt uns hier, kurz vor der Atlantikküste, die tropische Schwüle mit aller Macht. In Lome fühlen wir uns wie in der Sauna, gebadet im eigenen Schweiß. Nach der langen Zeit in knochentrockenem Klima brauchen wir sehr lange für die Akklimatisierung.

Togo war einst die Musterkolonie des Deutschen Reiches. Als Zeugen erinnern in Lome, der Hauptstadt, eine "neugotische" Kathedrale und eine nach Norden führende Eisenbahnlinie an die Vergangenheit. Aber auch die deutsche Gegenwart läßt sich nicht übersehen: weißblaue Sonnenschirme mit dem Aufdruck "Alt-München" werben für eine Biermarke. Eine in Bayern beheimatete Metzgerladenkette unterhält eine Zweigstelle, in der die schwarzen Bedienungen fließend bayerisch sprechen. Im Schaukasten eines Fotografen am Fetischmarkt entdecken wir ein Foto von Franz Josef Strauß.

Wir fahren weiter nach Cotonou in der sozialistischen Republik Benin. Dort ist Camping verboten, wir müssen ins Hotel. Daher besuchen wir am nächsten Tag nur das Pfahldorf Ganvie, das in einer Lagune liegt und in dem angeblich 20000 Menschen wohnen. Bereits nachmittags verlassen wir das in unseren Augen ungastliche Land und begeben uns in "the hell’s place", wie uns ein Amerikaner die Hauptstadt Nigerias, Lagos, beschreibt.

Über Nigeria kursieren zahllose Schauer- und Räubergeschichten, die meisten Globetrotter machen daher einen Bogen um das Land oder zumindest um Lagos. Auch wir nehmen uns vor, auf den Besuch des Landes zu verzichten, falls wir an der Grenze unsere Konserven abliefern müssen; denn offiziell sei deren Einfuhr verboten. Aber die Grenzkontrolle in provisorischen Bretterverschlägen zwischen den Leitplanken der neuen Autobahn Cotonou-Lagos verläuft zunächst unproblematisch. Am letzten Schlagbaum regt sich ein Soldat auf, daß wir so schmutzig nach Nigeria kämen. Wir sind erstaunt, denn unser Auto ist ziemlich frisch gewaschen. Aber dann deutet er auf die Blätter, die sich in der Benzinkanisterhalterung gefangen haben. Er verlangt, daß wir alles abbauen und von Laub und Staub befreien, denn wir könnten Bakterien einschleppen. Direkt neben uns hocken sich Nigerianer an die Straßenböschung und hinterlassen stinkende Haufen mit sehr vielen Bakterien.

Der Amerikaner hat nicht zu viel versprochen: Lagos ist die Hölle, das schlimmste Pflaster, das wir auf all unseren Reisen erlebten. Selbst das allerorten gefürchtete Bogota in Kolumbien ist noch ein friedlicher Platz gegenüber Lagos. Die Gefahr liegt in Lagos vor allem darin, daß die Unterschiede zwischen Straßenräubern und Polizisten verschwimmen; sehr häufig scheinen uns die Polizisten lediglich uniformierte Räuber zu sein.

Unser erstes Erlebnis dieser Art ist ein Uniformierter, der Sigrid die Kamera entreißen will, als sie ein öffentliches Gebäude fotografiert. Während wir gemeinsam an der Kamera zerren, läßt der Mann seine Erkennungsmarke schnell verschwinden. Aber Sigrid gibt dann den Film aus der Kamera, und damit hat der "offizielle" Räuber verspielt. Zuviele Zuschauer haben den Disput verfolgt. Die Geschichte ist zu durchsichtig, denn das Gebäude ist eine der Postkarten-Attraktionen.

Wenig später verfolgt uns ein Polizist, weil ich angeblich sein Stopsignal nicht beachtet habe. Wir sollen mit zur Wache kommen - jeder in Lagos weiß, daß unterwegs privat abkassiert wird. Wir gehen zum Schein darauf ein und bieten dem Polizisten einen Platz in unserem Auto an. Als der Wagen rollt, erkläre ich ihm, daß wir nicht zur Wache sondern zur deutschen Botschaft fahren werden - das erscheint ihm so furchtbar, daß er noch aus dem fahrenden Auto springt und lieber auf den Standardpreis von 30 DM verzichtet.

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