5. Technische Vorbereitungen

Sie können zu Fuß, per Pferd, Fahrrad oder Motorrad eine Weltreise machen. Sie können in ein normales Serienauto steigen, sich notfalls nachts auf den Liegesitzen zusammenkauern, einmal um die Erde fahren und - vielleicht etwas gekrümmt wie die Liegesitzfläche - heil und munter wieder zurückkehren. Doch für ein bequemeres Bett im Auto sprechen folgende Argumente: Sie müssen keine Hotels im Voraus buchen, Sie sind daher in der Termingestaltung flexibler; falls Sie nicht im Voraus gebucht haben, müssen Sie nicht am frühen Nachmittag bereits eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen beginnen; billige Hotelbetten oder Gast- und Rasthäuser abseits großer Städte sind häufig unsauber, Wanzen und Flöhe stürzen sich auf die neue Kost.

Sie werden nicht immer die besten Straßen vorfinden und Sie werden in Klimazonen geraten, in denen europäische Autos durchaus zu kämpfen haben. Gegen schlechte Straßen sollte man einige Schutzmaßnahmen ergreifen.

Entgegenkommende Autos wirbeln Steine auf, die in die Windschutzscheibe oder in die Scheinwerfer fliegen können; wenn es nicht Autos sind, dann machen sich häufig Kinder ein Vergnügen aus Steinewerfen. Neuwagen sollten Sie deswegen unbedingt mit Verbundglas-Windschutzscheibe bestellen, weil in dieser ein Stein meist nur ein Loch oder Risse hinterläßt, aber nicht die ganze Scheibe zerstört. Alternativ können Sie Gitter vor die Scheibe bauen; angeblich gewöhnt man sich an den Blick aus dem Gefängnis.

Nehmen Sie gutes Werkzeug mit - schon um einem Mechaniker, der das Auto mit Rohrzange und Hammer reparieren will, aus Eigennutz zu helfen. Denken Sie auch an Reparaturen der Wohnungseinrichtung. Eine Werkzeug-Liste finden Sie in Kap. 5.14.

In Kraftfahrzeugen gibt es einige typische Verschleißteile, deren Lebensdauer ziemlich genau vorhersehbar ist, bei allen anderen Teilen läßt sie sich allenfalls erahnen. Sinnvoll ist daher nur ein Ersatzteillager an Bord des Campers, das die echten Verschleißteile (und je nach Verschleiß sogar mehrfach) enthält. In den Ausrüstungslisten in Kap. 5.14 sind Vorschläge für die wichtigen Ersatzteile zusammengestellt, Einzelheiten sollten Sie mit Ihrer Werkstatt absprechen, die Ihnen eventuell sagen kann, welche typischen Schäden das von Ihnen gefahrene Modell erwarten läßt. Handeln Sie mit der Werkstatt eine Vereinbarung aus, nicht gebrauchte Ersatzteile nach der Reise zurückgeben zu können (was im Computer-Zeitalter immer schwerer wird).

Es gibt einige grundsätzliche Forderungen an die Wohnungseinrichtung, die jedes Campmobil (unabhängig von Fabrikat und Typ) einhalten sollte.

Wenn die Bewohner einigermaßen unabhängig von tagelangem Dauerregen oder aber von der Belagerung durch hunderte Neugierige (was in Indien an der Tagesordnung ist) sein wollen, dann muß man innerhalb des Campers schlafen, kochen, essen, sitzen, lesen, schreiben und sich waschen können. Verschiedenes sollte auch gleichzeitig möglich sein, z.B. daß man sich bei aufgebautem Bett noch waschen kann. Andererseits sollte es möglich sein, sich beliebig und je nach Wunsch nach draußen auszubreiten. Man sollte also vor der Tür sitzen oder liegen können, essen und der Hitze- und Geruchsentwicklung wegen auch kochen können.

Es gibt eine eherne Regel für Tropenreisende: niemals Wasser aus der Leitung trinken, kein rohes Gemüse essen (Salat = Gift der Tropen). Wer sich daran hält, kann (wie wir) 3 Jahre ohne Darmerkrankungen reisen.

Mehrere Möglichkeiten bieten sich an, beliebiges Wasser zu Trinkwasser aufzubereiten. Das Abkochen dürfte am bekanntesten sein, wobei das Kochen bei 100 Grad C (was streng genommen nur in Meereshöhe gelingt) und 20 Minuten lang passieren muß. In den Tropen heizt das Ihren Wagen zusätzlich auf, das Wasser braucht u.U. Stunden um abzukühlen. Nach unserer Meinung gibt es eine wesentlich bessere, sicherere und letztlich billigere Methode: man filtert das Wasser.

Als optimale Energie zum Kochen hat sich Gas erwiesen (als Notbehelf kann trotzdem ein Benzin- oder Petroleumkocher nützlich sein). Für Fernreisen ist vom blauen CAMPING-GAZ abzuraten, weil der Nachschub an den Austausch der Flaschen gebunden ist. Nehmen Sie normale Gasflaschen, die überall auf der Welt nachgefüllt werden können. Installieren Sie zwei z.B. 5 kg Flaschen anstelle einer großen, weil Sie dann immer Zeit haben, die nächste Nachfüllstation zu erreichen. (Mit 5 kg kommt man 3 - 4 Wochen aus). Wir haben lange über die außen am Fahrzeug anzubringenden Gastanks diskutiert, kamen jedoch auf die Flaschen zurück: Tank und Armaturen sind jedermann leicht zugänglich, im Gelände können sie speziell beim VW-Bus stören, das Nachfüllen kann insofern Schwierigkeiten bereiten, als vermutlich selten die entsprechenden Füllstationen vorhanden sein werden (Gasflaschen sind dagegen weltweit verbreitet).

Zum Kochen gehört mindestens ein zweiflammiger Herd, eine einzige Feuerstelle kann nur als Notbehelf angesehen werden. Jeder Koch wird fließendes Wasser schätzen, das lossprudelt, wenn der Hahn aufgedreht wird. Systeme, bei denen man mit der linken Hand pumpen muß, um den Topf in der rechten abzuwaschen, erfordern eine dritte Hand zum Putzen. Das beste Wasserversorgungssystem ist das, bei dem die stets vorhandene Schwerkraft das Wasser in die Leitung drückt. Bei Systemen mit Pumpe nehmen Sie besser zwei als nur eine Ersatzpumpe mit.

Die einfachste Kühl-Möglichkeit ist eine Kühltasche oder -box, in die Stangeneis oder Eiswürfel gefüllt werden - sofern man sie bekommt. Sicherer ist ein aktives Kühlsystem, dessen Funktion man selbst in der Hand hat. Zwei Systeme werden angeboten: Kompressor- und Absorberkühlschränke. Bei Kompressorkühlschränken treibt ein Elektromotor einen Kompressor an, der für das Kühlen verantwortlich ist. Im Auto-Kühlschrank ist das ein Motor, der aus der Fahrzeugbatterie gespeist wird und der nicht wenig Strom verbraucht. In jedem Fall ist der Betrieb über viele Tage ohne Aufladen der Batterie (und wer legt nicht mal eine längere Pause z.B. am Strand ein) kaum möglich.

Täglich stellt sich viel zu häufig die dringende Frage nach einer Toilette. Fahren Sie mal stundenlang in dichtem Verkehr durch Pampa ohne Baum und Busch oder durch dichtbesiedeltes Gebiet, wo aus jedem Strauch ein Kinderkopf schaut. Dann empfindet man die im Wagen eingebaute chemische Toilette wahrlich nicht mehr als Luxus.

Größere Camper besitzen heute eine Sanitärzelle mit Dusche und Toilette, im VW-Bus fehlt dafür leider der Platz. Trotzdem sollten Sie eine Behelfsdusche bereits hier vorbereiten. Eine Handbrause mit entsprechend langem Schlauch und mit einer an Ihr Wasserleitungssystem passenden Kupplung kann nahezu vollwertiger Ersatz sein. Man muß dann im Freien duschen und - solange es hell ist - in der Badehose.

Aktuelle politische Informationen sind für den Alleinreisenden wichtig bis lebenswichtig (Ausbruch von Kriegen, Weg von Wirbelstürmen, Aufstände). Überall in der Welt können Sie die immer noch vorbildlichen BBC-Sendungen auf Kurzwelle mit einfachen 100 DM-Geräten empfangen. Wenn Sie Wert auf die Nachrichten-Verbindung mit Deutschland legen, dann sind Sie auf die "Deutsche Welle" angewiesen: Deutsche Welle, Postfach 100 444, 5000 Köln 1; dort können Sie kostenlos das Monatsprogramm, das auch die Sendefrequenzen angibt, anfordern; unterwegs liegt es meist bei den Deutschen Botschaften aus.

Eine Klimaanlage kann in den Tropen gar nicht genug gelobt werden. Und wenn sie nur dazu dient, das Auto für die Nacht herunterzukühlen, denn erfahrungsgemäß bleibt die Eisenmasse des Wagens manchmal bis fast zum frühen Morgen wärmer als die ohnehin schon heiße Umgebung.

Touristenwagen ziehen überall in der Welt Diebe an. Ein Camper ist in den meisten Ländern der Dritten Welt ein so auffälliges Gefährt, daß der Diebstahl des gesamten Wagens zu aufsehenerregend wäre. Daher werden die Wagen meist nur ausgeraubt. Die auch in Europa gültige Präventivmaßnahme, möglichst nichts Wertvolles sichtbar im Wagen liegen zu lassen, gilt unterwegs umso mehr. Sorgen Sie dafür, daß Ihr Wagen innen so uninteressant wie eine Mondlandschaft aussieht. Selbst einfachste technische Geräte kosten viele Monatslöhne in der Dritten Welt; und auch dort gilt das alte Sprichwort, daß Gelegenheit Diebe macht.

Die folgenden Ausrüstungslisten sind, zugegebenermaßen, mit etwas Überwindung verfaßt - über fast jedes einzelne Utensil läßt sich zumindest stundenlang diskutieren, zum anderen hängt die Bewertung ganz subjektiv vom jeweiligen Benutzer ab. Wenn Sie sich in die Listen vertiefen, betrachten Sie jedes einzelne Stück sehr kritisch und bewerten Sie den praktischen Wert, den es haben wird - alles, was Sie nicht mitnehmen, belastet weder Ihren Wagen noch Ihre Kasse und kann Ihnen nicht gestohlen werden.