Beitragsseiten

 

Jetzt, im Juni, liegt der Küstenstreifen von Peru und Chile unter einer ständigen, deprimierenden Nebeldecke. Nichts erscheint uns trostloser als Nebel über der Wüste, der Sand verliert alle Farbe, er wirkt feucht und grau wie die Farbe der Nebeldecke. Wir sind froh, daß wir diese Gegend während der schönen Jahreszeit erlebt haben.

Über Lima fahren wir, der Küste folgend, nach Norden. Einmal verlassen wir noch die gut ausgebaute Asphaltstraße und mühen uns über ausgefahrene Wege hinauf in die Berge, in die Umgebung von Huaraz. Dort rücken die westliche und die östliche Andenkette immer enger zusammen, bis sie sich in der Schlucht des Santa-Flusses fast berühren. Im Abstand von nur 15 m steigen sie fast parallel und wohl 1000 m senkrecht in die Höhe, ein fast beängstigender Anblick.

Diese Gegend gehört zu erdbebenreichen Gebieten der Erde. 1970 löste ein Erdbeben eine Gletscherwand, die Geröll mit sich reißend zu Tal stürzte. An einer engen Stelle des Tals schwappte sie über eine Hügelkette und begrub innerhalb von wenigen Augenblicken ein ganzes Städtchen, an einem Sonntagnachmittag als gerade ein Fest stattfand. Wir wandern über diese Geröllhalde. Der Kirchturm liegt 50 Meter neben dem Platz, wo einst die Kirche stand, vom zentralen Dorfplatz blieben noch vier einsame Palmen übrig, ein VW-Käfer ist zu einem handlichen Paket zusammengefaltet; auch heute noch ein grauenhaftes Bild des Schreckens.

Wir fahren weiter nach Ecuador, das Land auf dem Äquator. Die flachen Küstengebiete kommen uns wie eine einzige, ununterbrochene Bananenplantage vor. Im Andengebiet dagegen, auf Höhen um 3000 m, weiden Kühe auf saftigen Wiesen, fühlen wir uns in mitteleuropäische Regionen versetzt. In Quito, der hübschen und hoch gelegenen Hauptstadt, wird es nachts richtig frisch - nur 15 km südlich des Äquators. Genauer gesagt, 15 km vom alten Äquator entfernt. Nachmessungen um 1960 ergaben, daß der echte Äquator gute 100 km weiter nördlich liegt.

Über Otavalo, einem Städtchen mit einem sehr malerischen Samstagsmarkt fahren wir zur kolumbianischen Grenze. Die Ecuatorianer haben sich plötzlich etwas ganz Neues ausgedacht. Sie verlangen eine Art Ausreisezoll für’s Auto. Wir wollen die 50 DM nicht zahlen und fahren in einem günstigen Augenblick unbemerkt hinüber auf die kolumbianische Seite. Nach der Grenzabfertigung sind wir noch keine zwei Minuten unterwegs, als plötzlich ein dicker Baumstamm quer über der Straße liegt. Männer mit Eisenstangen in der Hand stoppen uns. Einer bückt sich und will die Luft aus dem Reifen lassen. Wütend springe ich aus dem Auto. Der Mann läßt zwar ab vom Rad, aber die anderen kreisen mich drohend ein.

Jonathan, unser englischer Freund, springt ebenfalls aus seinem Wagen und beruhigt erstmal die Leute und mich. Dann erfahren wir, daß gestern die Benzinpreise um 40 %, von 10 Pfg auf 14 Pfg pro Liter erhöht wurden. Die Lastwagenfahrer haben daraufhin Streik ausgerufen und blockieren mit Gewalt jeglichen Verkehr. So schnell wir können kehren wir um und flüchten vor den aufgebrachten Leuten zurück in die Grenzstation. Dort sitzen wir zwei Tage lang fest; des nicht gezahlten Zolls wegen können wir nichteinmal ins grenznahe Städtchen nach Ecuador zum Einkaufen.

Als endlich der Streik beendet ist, hält uns nach einer halben Tagesfahrt ein Polizeiposten auf: Die Straße sei 24 Stunden lang gesperrt. Über einen Bach war eine neue Brücke gebaut worden. Mit dem Abriß der alten hatte man gerade begonnen, ohne daß die neue befahrbar ist. Bagger schütten erst einen Straßendamm dorthin auf. Zum zweiten Mal sitzen wir ungewollt fest. Aber nach diesem etwas mißlichen Beginn ändert sich bald unser Kolumbien-Eindruck. Besonders die Landschaft genießen wir. Die Berge liegen unterhalb der Schneegrenze, sie sind überzogen mit saftig grünen Teppichen aus Buschwerk oder Gras oder Wäldern oder Kaffeeplantagen. Die Straße führt unentwegt bergauf und bergrunter. Die Kolumbianer lieben Blumen, ihre meist sehr fröhlich angepinselten Häuser schwimmen regelrecht in Blumengärten. Häufig sind sogar Haus- und Blumenfarbe aufeinander abgestimmt.

Ratschläge, Informationen, Tips

Beschreibung, Ausbau-Anleitung, Tricks