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Mit einer Maschine der Ecuatorian Airlines wollen wir nach Lima weiterfliegen. Die Maschine wird einen halben Tag lang repariert. Bei der Paßabfertigung gesteht uns eine Amerikanerin, daß sie für diesen Flug wegen der langen Reparatur mit ihrem Leben abgeschlossen habe. Tatsächlich fliegen außer der Amerikanerin und uns nur noch zwei Nonnen mit. Vor dem Start gießt der Pilot schnell Öl in die Turbopropmotoren.

Weil uns stets von Raubüberfällen in Südamerika erzählt wurde, haben wir unser Geld in die Schuhe gesteckt. Das erweist sich als fatal. In der Tropenhitze wanderten wir stundenlang, jeder auf 500 Dollar pro Fuß. Derartigen Beanspruchungen jedoch scheinen Dollarnoten nicht gewachsen. Im Flugzeug ziehe ich eine Note aus dem Schuh: sie ist buchstäblich abgelaufen. Alle vier Ecken sind ausgefranst, die Farbe total verwaschen. Den anderen drei Noten, die zu oberst in den anderen Schuhen lagen, ist es nicht anders ergangen. Derartige Scheine dürften auf keinem Schwarzmarkt mehr umzutauschen sein.

In Lima erfahren wir zu unserer Bestürzung von der Schiffsagentur, daß das Schiff mit unserem Auto wegen Treibstoffersparnis und Hafenstreik in Australien erst zwei bis drei Wochen später ankommen wird. Wir suchen uns das billigste Hotel zum Warten. Es liegt in der Hauptgeschäftsstraße, eine schmale Gasse, durch die auspufflose Motorräder donnern oder noch lautere Omnibusse. Einige Zimmernachbarn dämmern im Haschischrausch dahin, andere können wir nach einem Geld-Schwarzmarkthändler ausfragen. Der Mann mit dem günstigsten Kurs betreibt einen kleinen Souvenirladen.

Beim ersten Besuch ist der Herr mißtrauisch. Er lotst mich in die eine Ecke seines Ladens. Dort steht ein riesiger Bauernschrank. Er öffnet eine Tür und bittet mich hinein: drinnen handeln wir den Kurs aus, jeder prüft die Scheine des anderen auf Echtheit. Dann verlassen wir den Schrank und tun sehr gleichgültig. Später kennen wir uns so gut, daß das Geschäft direkt über den Ladentisch geht. Beim letzten Wechseln fällt mir der Abschied von dem vorsichtigen Mann tatsächlich schwer.

In Australien hatten wir eine Peruanerin kennengelernt, die uns bei ihren Eltern anmeldete. Die Eltern wiederum bieten uns ein Zimmer im Haus von Verwandten an. Dort, in einem Einfamilienhaus am Stadtrand, lebt Berta, eine freundliche und attraktive Witwe zusammen mit ihrem Bruder Julio. Wir nehmen die Einladung gern an. Bertha und Julio sprechen nicht englisch. Wir büffeln, während wir insgesamt vier Wochen auf unser Auto warten, mit den beiden freundlichen Menschen spanisch.

Am ersten Wochenende fahren wir nach Huancayo, einem kleinen Städtchen in den Anden. Dort strömen am Sonntag die Indios der Umgebung zu einem farbenprächtigen Markt zusammen. Wir müssen die Eisenbahn nehmen, die auf dieser Strecke den höchsten Eisenbahnpaß der Erde in 4800 m Höhe zu überqueren hat, und sie startet in Meereshöhe. Vier Stunden lang keucht die Lokomotive mal ziehend, mal schiebend den Berg hinauf. Ein Mann, der allgemein als Doktor angesprochen wird, fährt in jedem Zug mit und teilt aus einem großen Gummisack Sauerstoff an Notleidende aus. Wir meinen, daß uns die Höhe überhaupt nichts ausmacht. Auf jeder Station springen wir hinaus, um zu fotografieren oder uns umzuschauen. Schon als der Zug die Paßhöhe überquert, fühle ich mich unwohl. Später nach der Ankunft im nur 3200 m hoch gelegenen Huancayo, schwanke ich ins erstbeste Hotel, mein Magen dreht sich um, und ich falle wie ein Stein ins Bett. Gegen Mitternacht habe ich mich erholt - doch jetzt baut Sigrid ab. Übelkeit, Atemnot und Herzbeschwerden beunruhigen uns. Wir nehmen ein Taxi ins Krankenhaus. Der diensthabende Sanitäter holt mürrisch eine Sauerstofflasche herbei, Sigrid muß sich in ein schmuddeliges Bett legen, der Sanitäter gibt ihr die Sauerstoffmaske und eine Spritze. Dann legt er sich schlafen. Es ist kalt im Krankenhaus, wir frieren. Auf der Suche nach einer Wärmequelle finde ich schließlich eine elektrische Kochplatte, die ich unter Sigrids Bett zum Heizen aufstelle. Gegen Morgen hat auch Sigrid sich erholt.

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