Der Gebel Uwaynat ist der Wendepunkt einer Reise in die Westliche Wüste, von hier aus geht es wieder nach Norden. Früher führte der Weg zwischen den Zwillingsbergen Peter und Paul, die eine gute Landmarke abgeben, hindurch. Aber seit langem ist diese Durchfahrt vermint, und man schlägt einen entsprechenden Sicherheitsbogen um die beiden Brüder.

Ein gutes Zwischenziel auf dem Weg zum Südwestrand des Gilf Kebir ist das weithin sichtbare Felsmassiv Three Castles (N23°25,6’ E25°25,07’). Zwischen diesen drei Burgen suchte das englische Militär Schutz. Auch heute findet man sogar noch in der Mittagssonne ein schattiges Rastplätzchen. Zuvor wird nahezu traditionell an einem Lkw-Wrack aus dem Zweiten Weltkrieg der britischen Long Desert Range Group Halt gemacht (N23°5,50’ E25°39,48’).

Die Drei Burgen liegen schon dem Südwestrand des Gilf Kebir recht nahe. Von hier aus hat man noch etwa 25 km zurückzulegen, um den bekanntesten Platz des Gilf Kebir zu erreichen: das Wadi Sura, das Tal der Bilder (N23°35,88’ E25°13,72’). Das vergleichsweise kurze Wadi ist eher ein Einschnitt in die hier 300 m steil ansteigenden Gebirgswände, in denen Clayton 1931 auf ein Giraffen-Felsbild gestoßen war. Almásy entdeckte 1933 die „Höhle der Schwimmer". Allerdings handelt es sich nur um einen gewölbten Felsüberhang, in dessen linker Hälfte die Malereien zu finden sind. Die berühmten Schwimmer sind kaum Handteller groß, wirken aber dynamisch und eigentlich rührend in ihren strampelnden Bewegungen. Diesen zarten Gestalten stehen athletische, meist sich irgendwie bewegende Figuren und ein paar wenige Tiere quasi gegenüber. Auf den ersten Blick ergibt sich ein etwas verwirrendes Bildmosaik, das genaues Hinschauen verlangt, um die unterschiedlichen Darstellungen zu enträtseln. Sie stammen offensichtlich aus verschiedenen Zeiten, die ockerfarbenen Bilder sind die jüngsten.

Die "Höhle der Schwimmer"Die "Schwimmer"

Ein paar Schritte rechts hat sich ein ähnlicher Felsüberhang mit allerdings nur wenigen Darstellungen gebildet, die vom zerbröselnden Stein schon arg beschädigt sind. Man erkennt bewaffnete Männer und Frauen (mit ausgeprägten Hüften), in einem Bild trinkt ein Mann aus dem Euter einer Kuh, deren Kalb er verdrängt.

Fährt man am Rand des Gilf Kebir weiter in westlicher Richtung, so finden sich in den zerklüfteten Abhängen eine ganze Reihe von Felsbild-„Höhlen“ unterschiedlicher Art. Bei Ortskenntnis kann man an einem etwas versteckten ehemaligen Lagerplatz von Almásy eine schattige Rast einlegen; den Abfall von damals scheinen Besucher schon als Devotionalien zu interpretieren, er wird immer weniger.

Ca. 15 km vom Wadi Sura entfernt entdeckten 2002 der Ägypter Mestekawi und der Italiener Foggini einen Felsüberhang, der zwar nach ihnen Mestekawi-Foggini Cave benannt wurde, aber unter den Wüstenfahrern als New Cave gehandelt wird. Diese neue Höhle stellt das Wadi Sura weit in den Schatten, sie zählt von der Anzahl der Malereien und ihren Aussagen zu den wichtigsten der Ostsahara. Im Herbst 2011 wurde vom Kölner Heinrich Barth Institut Sand aus der Höhle entfernt, so dass nun zusätzlich 1,5 Höhenmeter Höhlenwand mit neuen Darstellungen zu sehen sind.

Ein Gewimmel von vielen 100 Einzelbildern überwältigt den Besucher, man schaut und staunt und kann sich kaum losreißen von dem „Meer in ocker“. Denn die allermeisten Bilder wurden mit ocker-roter Farbe gemalt. Einige wenige sind geritzt, zum Beispiel ein Straußenkörper, dessen Kopf und Beine aber farbig dargestellt wurden. Auffallend sind verschiedene löwenartige Tiere auf der Flucht, auch ein paar Rinder, vielleicht ein Esel, aber insgesamt wenige Exemplare aus dem Tierreich.

Hingegen wimmelt es von Menschen, die sich zu unterhalten scheinen, manche gehen, andere rennen oder scheinen zu schwimmen. Ungewöhnlich ist schon fast ein Meer von Handumrissen, die sich über einen Wandbereich hinziehen und offenbar durch Anspritzen von Händen erzeugt wurden. An einer anderen Stelle sticht ein lang gezogenes rotes Oval mit weißem Rand ins Auge. Es könnte ein See sein - schließlich brauchten die Schwimmer im Wadi Sura ja auch Wasser.

Wer nicht oder nicht mehr auf das Plateau des Gilf Kebir hinauffahren will, kann es von hier aus in westlicher Richtung umfahren, gerät dabei aber auf Libysches Staatsgebiet (E25° ist hier die Grenzlinie). Das kann zu Komplikationen führen, kommt aber selten vor.

HändeMit aller Kraft den Aqaba Pass hinauf

Hat man die Höhe erklommen, so bleibt man für eine gute Weile im Dünengelände und kommt erst später auf die typische flache und steinige Oberfläche (Serir) des Gilf Kebir. Man kann hier einen Abstecher an den Südrand einlegen, der üblicherweise an einem Gedenkstein für Samir Lama endet (N23°30,82’ E25°36,77’), einem der Pioniere des Wüstentourismus. Von diesem herrlichen Aussichtsplatz schweift der Blick über die steilen Flanken des Gilf Kebir und weit hinaus in die Wüste.

Nun gilt es, vom Gilf Kebir wieder hinunter zu kommen. Das geht etwas leichter und an mehreren Stellen, zum Beispiel ins Wadi Ab el Malik hinab oder durch das Wadi Hamra - das rote Wadi - nach Norden. Dies ist schon wegen seiner roten Sandverwehungen auf schwarzen Hängen eine der attraktiveren Abfahrten. Außerdem bietet das mit Akazien bestandene Tal (N23°45,1’ E25°36,7’) an mindestens drei Stellen interessante Felsbilder. Eine Bildergruppe liegt ziemlich weit oben im Tal und ist sehr schwer zu finden. Bei der Zweiten etwa im mittleren Bereich sind höchstwahrscheinlich drei Rhinozerosse dargestellt, ein ungewöhnliches Bild in der östlichen Sahara, das jedenfalls auf viel Wasser schließen lässt. Für die dritte Gruppe muss man ein Stück talauswärts fahren und in ein kurzes Seitenwadi abbiegen. Schließlich öffnet sich das Wadi Hamra nach Norden in Richtung Großes Sandmeer.

Eine Alternative für die Abfahrt vom Gilf Kebir ist das etwa 50 km lange Wadi Abd el Malik. Der Lama-Monod Pass führt hinunter in das stark zerklüftete Tal mit diversen Seitenwadis. An mindestens drei Stellen wurde Felskunst gefunden. Der Ausgang des Wadi liegt kurz vor der Westlichen Grenze.

Einstieg in das Wadi Hamra