Der übliche Weg vom Gilf Kebir nach Norden führt zunächst am Westrand des Großen Sandmeers entlang bis zum Silica Valley. Hier gibt es auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche sehr ungewöhnliche Glasbrocken, die nach bisherigen Kenntnissen einmalig auf der Erde und für deren Entstehung mehrere Theorien im Umlauf sind. Immerhin schmückt ein solches Silica-Glas das Zentrum des Pektorals von Pharao Tutanchamun.

Der Fundort ist auf ein von Dünen durchzogenes Gebiet beschränkt, das sich etwa 50 km von Nord nach Süd und 20 km von West nach Ost um den Mittelpunkt bei N25°25' E25°30'erstreckt. Die in fahlem Gelb bis Grün schimmernden Glasstücke liegen verstreut am Boden, die meisten sind wenige Zentimeter lang und wiegen kaum mehr als 50 g. Berichtet wird aber auch von 25 kg schweren Brocken.

Vielen Reiseprospekten kann man zumindest indirekt entnehmen, dass diese seltenen Gläser quasi zum Mitnehmen herumliegen. Wenn jeder der mehr und mehr anreisenden Touristen ein paar Stücke einsteckt, dann findet wahrscheinlich schon die Kindergeneration kein Einziges mehr – was ist mit künftigen Generationen?

Silica GlasDünen

Irgendwann wird man beginnen müssen, die Dünenzüge des Großen Sandmeers zu überqueren. Das ist spannend, denn man muss mit sehr viel Schwung die Düne hinauffahren, oben im letzten oder vorletzten Moment anhalten, die Abfahrt anpeilen, um dann in sehr steilem Winkel auf einem "Sandbrett“ hinunter zu gleiten und im rechten Moment Gas geben, um unten nicht stecken zu bleiben.

Man reist wirklich auf einem Meer von Sand, umgeben von goldgelb schimmernden, fast wogenden Sandwellen, die einladend und freundlich scheinen und immer wieder neue, sehr grafische und ebenso schöne Bilder auftürmen. Man lässt sich von dieser freundlichen Stimmung in Träume verführen, die noch zu Hause weitergeträumt werden. Eine faszinierende Landschaft in unendlicher Einsamkeit. Und die Nächte, sie scheinen noch stiller zu sein als in den Landschaften zuvor, die Himmelsschale noch näher, noch klarer, sodass man jeden einzelnen Stern meint herunterholen zu können.

Eigentlich sollte man hier, mitten im sogenannten Nowhere, ein paar Tage Rast einlegen, um mehr zu sich selbst zu finden, Ruhe und Stille auszuloten.

Als Ende der Wüstenrundfahrt werden unterschiedliche Ankunftsorte angepeilt. Es könnte ganz im Norden die Oase Siwa oder ein beliebiger Punkt der Oasen-Asphaltstraße sein, zum Beispiel die kleine Oase Abu Minqar oder Farafra oder als nordwestlichster Punkt Ain Della. Diese Minioase schiebt sich am weitesten nach Westen ins Große Sandmeer, sie ist fest in militärischer Hand und nicht weiter bewohnt. Ihre Quelle war stets ein Stützpunkt auf dem Weg nach oder vom Westen, einerlei ob für Räuber, Schmuggler oder Krieger.

Die Ankunft an dieser Stelle hat den Vorteil, dass man auf dem Weg zur Asphalt-Oasenstraße die westliche Weiße Wüste besuchen kann. Obwohl dieses Gebiet quasi organisch zum östlich der Oasenstraße gelegenen Teil der Weißen Wüste gehört, darf man es ohne militärische Begleitung nicht besuchen. Und diese muss in Kairo möglichst vier Wochen vor Fahrtbeginn beantragt werden, bei einer Rundreise kann sie mit eingeschlossen werden.

In der westlichen Weißen Wüste